Modell der Entwicklungsstufen
von Personen und Organisationen
nach Clare W. Graves
Einleitung.
Das Erkenntnisinteresse des US-amerikanischen Psychologen Dr. Clare W. Graves (Professor of Psychology, Union College, Schenectady, N.Y.) war auf die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von Personen und Organisationen gerichtet. Die Früchte seiner Arbeit sind allerdings im Vergleich zu der Bedürfnispyramide seines Zeitgenossen Abraham Maslow relativ unbekannt geblieben, weil er sein Modell zu Lebezeiten nicht mehr beenden konnte.
Das Modell von Graves beschreibt Entwicklungsstadien der Strategien und des damit verknüpften Verhaltens sowie der Werte von Personen und Teams, die auf ihre Nützlichkeit im jeweiligen Kontext (Umwelt) hin betrachtet werden. Die Wertesysteme entstehen nach diesem Modell als Reaktion auf Umweltbedingungen und unterscheiden sich grundsätzlich in den Lern- und Reaktionsstilen. Das Modell zeigt also u.a., wie Menschen und Gruppen in bestimmten Kontexten lernen und sich entwickeln, sich motivieren und verhalten.
Graves unterscheidet acht definierte Level der Evolution, die der einzelne (und auch Gruppen) in Abhängigkeit von der Entwicklung seiner Lebensumstände und seiner Umwelt durchlaufen kann: 1. Der Existierende, 2. Der Stammesmensch, 3. Der Einzelkämpfer, 4. Der Loyale,
5. Der Erfolgssucher, 6. Der Teammensch, 7. Der Möglichkeitensucher, 8. Der Globalist.
In diesem Modell gibt es keine guten oder schlechten Level, sondern passende (im Blick auf Entwicklungsstand und Kontext) oder unpassende. Von daher entwickelt sich nach Graves jedes System (einzelne, Gruppen etc.) grundsätzlich bis zu dem Level, auf dem es sich optimal an die Umwelt anpassen kann. Damit ist also die (gelebte!) Kombination mehrerer Level und ihrer Schwerpunkte auf den Ebenen der Möglichkeiten wesentlich wahrscheinlicher als die Fixierung auf einen spezifischen Level, und zudem wird der durch die Entwicklung von Systemen verursachte Streß oftmals dazu führen, daß Subjekte auf einen bereits durchlaufenen Level regredieren.
Was bedeutet dieses Modell nun konkret und berufspraktisch? Konkret kann es unter anderem bedeuten, daß jemand, der die Instrumente, die Level 6 ermöglicht (und die dort auch angemessen sind), nutzt, um sich mit Personen zu verständigen, die Level 3 erreicht haben, vermutlich nicht sehr erfolgreich sein wird, während er etwa mit dem Niveau des Level 3 durchaus erfolgreich sein könnte. Da die verschiedenen Level bei den Subjekten unterschiedliche Fähigkeiten voraussetzen, sollte sich also ein Berater, der dieses Modell nutzt, stets bewußt sein, welchen Level er selbst erreicht hat und auf welchem sich die Subjekte (oder Organisationen) befinden, die er beraten möchte, da beides eine Voraussetzung für die Effektivität seiner Arbeit sein dürfte.
Vor diesem Hintergrund kann das Modell von Clare W. Graves ein interessantes deskreptiv-experimentelles Werkzeug für die systematisch-systemische Beratung von einzelnen und Organisationen darstellen.
Franz-Josef Hücker
Berlin, im Juli 2001
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