Paul Baumann |
Beitrag vom 23-01-00 11:53
Ja, lieber Herr Michael, nachdem Sie mir das Du-Wort angeboten haben, darf ich mich ein bisserl zu Ihnen, verzeihen, zu Dir an den Tisch setzten?
Was für ein Roter darf's denn sein? Wir haben einen Blaufränkischen aus dem Weinviertel, einen Zweigelt vom Neusiedlersee und einen Sankt Laurent aus Klosterneuburg. Ich selber hab am liebsten den Zweigelt, a bisserl herb, aber gehaltvoll. Darf ich Sie, pardon Dich natürlich, einladen, Herr Michael?
Gehn's, Frau Anni, zwei Vierteln Zweigelt auf Haus, bitte!
Ja, Herr Michael, ich freue mich, daß gerade Du mein tausendster Gast bist. Ich hab jetzt auch einen Computer zuhause, mit Internet, und ich hab mir Ihre, pardon, natürlich Deine Homepage angeschaut. Das hat mich ein bisserl an meine wilde Zeit erinnert, als ich jung war und mit den Kommunisten mitgelaufen bin. Da hatten wir auch ein Programm. Und wie ich Deine Seite aufgemacht hab, seh ich da links oben so ein Button: Unser Programm. Dann seh ich die Bilder von Ihnen, pardon, von Dir natürlich - wenn mir das noch einmal passiert, zahl ich an Liter - also von Dir und Deiner Gnä Frau, der Gattin halt, und ich denk mir, der schaut gemütlich aus, anders als wir damals mit Che-Guevara-Leiberl und zerrissenen Jeans, aber die Zeiten ändern sich halt, und ich zieh mich ja auch anders an als damals und schneid mir die Haare. Und dann interessiert mich natürlich Dein Programm - und da ist mir der Doktor Brunner eingefallen, das war mein Deutschprofessor, ein Kommunist, und eigentlich hat er ja Politische Bildung unterrichtet, er hat's nur Deutsch genannt wegen dem Lehrplan, und der hat uns vom Genossen Lenin erzählt und von dem seinen Wahlspruch: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!". Und jetzt seh ich in Deinem Programm das Motto: "Von Kontrolle zu Vertrauen" - und da hab ich mir gedacht, die Zeiten haben sich wirklich geändert seit damals!
Frau Anna, wo bleiben denn die zwei Vierterln? - Ja, ich weiß eh, Sie haben viel zu tun bei die vielen Gäste, und den Herrn Franz hat die Grippe... Ja, ich helf Ihnen dann eh wieder, ich sitz nur ein bisserl mit dem Herrn Michael zusammen, das ist nämlich unser tausendster Gast, müssen's wissen! Und der macht etwas Besonderes, der hat ein Institut für Wachstum und Kreativität, der bringt den Managern was bei, damit's net so deppert bleiben. So einen Mann täten wir für unsere Politiker auch brauchen, die werden sich ja derzeit net einmal einig, wer mit wem nimmer redet und warum net...
Na endlich, der Wein! Zum Wohl, Michael, alles Gute für Deine Firma und auch für Dein Forum, da sind wir ja beinahe Nachbarn!
Ja, es ist schon schön, so ein Kaffeehaus zu leiten, es ist ein Ort, wo man einfach hinkommen kann und sich entspannen oder ein bisserl plaudern oder wen kennenlernen oder auch seine Ruhe haben kann, ganz wie man will. Und ich freu mich immer, wenn sich ein paar Leute bei mir zusammenfinden und einen Stammtisch bilden und sich immer wieder treffen. Nicht, weil ich was verdien' damit, sondern einfach, weil ich mich eben freu mit die Leut'. Und ich denk mir, es hat einen Sinn, daß ich da bin, wenn sich Leute wohlfühlen bei mir im Kaffeehaus.
So, jetzt muß ich mich aber entschuldigen, ich muß der Frau Anni helfen beim Servieren, es sind ziemlich viele Gäste da, weil`s draußen kalt ist, und den Herrn Franz hat die Grippe, wie gesagt...
Paul Baumann, Kaffeesieder
P.S.: Michael, solltest Du (und vielleicht auch Deine Gattin) einmal im realen Wien vorbeikommen, so in Echtzeit und 3D, meldet Euch bei mir, wenn Ihr Lust habt, einmal in die Mitte und dort in die Tiefe zu gehen. Ich kenne da einen Keller in der Nähe der Stephanskirche, vier Stock tief, und dort gibt's einen ausgezeichneten Zweigelt... |