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Autor | Thema: Consciousness |
Claus David |
Beitrag vom 14-03-00 23:00
Consciousness-Bewusstsein
zwecks meiner mental-kognitiven Verdauung zweier außerordentlicher Bücher: David Chalmers: The Conscious Mind Allan Combs: The Radiance of Being gebe ich hier einige Darstellungen zu Bewusstsein.
Hat Bewusstsein Bedeutung für NLP?
Sehr viel, wie wir sehen werden. Um es vorweg zu nehmen: Nach der Lektüre Chalmers bin ich der Überzeugung, dass die Submodalitäten-Arbeit im NLP die Arbeit mit dem strukturellen wie phänomenologischen Aspekt der "Qualia" darstellt, und damit direkte Bewusstseins-Veränderungen bewirkt. Während ich einige Elemente im Basis-NLP für antiquiert oder fehlerhaft halte, ist die Submodalitäten-Arbeit IMHO der geniale Durchbruch. (Und wenn Bandler im DHE nur noch Submodalitäten-Arbeit macht, zeigt das, wie genial er doch ist? Michael Halls Kritik am Submodalitäten-Konzept halte ich für den etwas billigen Versuch sein eigenes Meta-States-Konzept zu propagieren, btw.)
Zu Qualia und Submodalitäten indes später...
Erst einmal: Was ist Bewusstsein?
Es beginnt mit einer Auseinandersetzung mit der linguistischen Ambiguität des Begriffes, die uns meist gar nicht bewusst ist. Während die Philosophen des alten Indiens mehrere Begriffe für verschiedene Zustände, die wir alle Bewusstsein nennen, kannten, benutzen wir eben nur diesen einen und das schafft Verwirrung.
Consciousness = Bewusstsein soll sein, was unsere subjektive Erfahrung ausmacht. Was es ausmacht, ganz speziell du zu sein, deine innere Welt. Die Farbe "Rot" gibt es nicht in der Natur, in deinem Gehirn hast du ein Bild mit dieser Farbe aus Nervenimpulsen, die elektromagnetische Signale aufgenommen und weitergeleitet haben, hergestellt. Nur du kennst dieses "Rot" und weißt, wie du es "erlebst".
Das Bewusstsein meine ich, dass "Qualitäten" erschafft und auf ganz spezifische, subjektive Weise erlebt. Im Sanskrit heißt dieses Bewusstsein: "Chit". (gesprochen: Tzchitt)
Wir benutzen das Wort aber auch für andere, psychologische Zustände, die wir abgrenzen wollen und evtl. müsste man sich angewöhnen, eine differenziertere Sprache zu entwickeln:
Chalmers grenzt also das phänomenologische Bewusstsein zu diesen psychologischen Zuständen:
- Wachheit, Aktivitätszustand des Geistes oder Verstandes
( z.B.: ich kam wieder zu Bewusstsein, im Gegensatz zu Träumen, Schlafen)
- Introspektion, Kognitive Innenwahrnehmung
(ich bin mir bewusst, dass in mir..)
- Reportability, Kognitive Berichtbarkeit eines psychologischen Zustandes
(Es wurde mir bewusst, dass ich an ...dachte)
- Selbst-bewusstsein
(Mein Bewusstsein wurde durch den Erfolg gestärkt..)
- Aufmerksamekit
(Ich richtete mein Bewusstsein auf...)
- Willentliche Kontrolle
(Ich hielt ganz bewusst den Atem an...)
- Wissen
(Er war sich der Tatsache bewusst...)
Viele Beiträge in der gegenwärtigen Diskussion über Bewusstsein, beziehen sich auf eines dieser psychologischen Bewusstseinszustände, welche durch kognitive Verstandesfunktionen erklärbar sind.
Das größte Rätsel der Existenz ist indes das phänomenologische Bewusstsein, welches allem Seienden inhärent zu sein scheint und doch nicht fassbar ist.
Dieses phänomenologische Bewusstsein, welches bewirken würde, dass ein Androide, der aus exakt den gleichen Atomen, Zellen, Materiestrukturen, Genen und Memen wie du bestehen würde, nicht du wäre, sondern eine Maschine, deren "Rot" nur ein Wort im binären Code wäre, aber keine subjektive, intensive, wunderbare Erfahrung.......
oder ist deine Lieblingsfarbe "Blau", "Gelb", "Grün"? oder "Karmesin-Rot", "Preußisch Blau", "Umbra", "Blau-Grau", "Zweigestrichenes Dis"? "Süß-sauer", "987"? |
| Antworten |
Claus David |
Beitrag vom 19-03-00 23:22
Entsprechend Shannon und Bateson gibt Chalmers vier Abstraktionsebenen in den Verbalisierungen an:
Stufe 1: Verbalisierung senso-motorischer Wahrnehmung, i.e. direkte Qualia-Awareness. "Ich sehe einen roten Apfel".
Stufe 2: Urteil über die Verbalisierung. "Der Satz 'Ich sehe einen roten Apfel' ist eine Wahrnehmung, die zutrifft."
Stufe 3: Urteil über das Urteil. "Der vorhergegangene Satz beinhaltet die Gleichsetzung von Satz und Wahrnehmung!" (Hierin ist keine sinnespezifische Repräsentation mehr enthalten!?, bzw. kaum noch)
Stufe 4: Nicht-sinnliche Awareness des Urteils über das Urteil (schwierig und für die meisten Menschen nicht errreichbare Stufe, daher interessant) (Achtung diese Stufe ist *nicht* das Urteil über das Urteil über das Urteil!) "Weder Apfel noch Wahrnehmung, weder Satz noch Nicht-Satz!"
oder so. (kaum verbalisiert bisher, Mathematik evtl., Koans, Lyrik, abstrakte Wahrnehmung)
Für die linguistische Wahrnehmung wäre es hilfreich, Sätze einer dieser Ebenen zuzuordnen, deucht mir.
Hinweisen möchte ich auf diesen Artikel Liane Gabora's, der IMHO das Beste, d.h. in der evolutionären Epistemologie fortgeschrittenste, zu sein scheint, was es momentan gibt (mein ich echt so!): http://www.vub.ac.be/CLEA/liane/api/index.htm
in dem sie darstellt, wieso Abstraktionsebene 4 das Tor zur Erleuchtung beinhaltet(Metapher von mir, unzulänglich) (Liane als Physikerin und Gesprächspartnerin Chalmers', wohlgemerkt). |
Claus David |
Beitrag vom 24-03-00 19:11
Wir können Consciousness, Bewusstsein im Sinne von 'Chit', der in allem enthaltenen Subjektivität, nicht direkt wahrnehmen, nicht benennen, nicht wissenschaftlich ergründen.
Wir können uns aber mit der direkten Funktion des Consciousness, der Awareness, auseinandersetzen.
Ich benutze bewusst (im Sinne von gewollt) die englishen Ausdrücke, denn die deutschen sind getönt, missbraucht und unzutreffend.
(Das Drama des Volkes der Dichter und Denker: Christentum und Faschismus haben Wörter so verdreht, dass wir sie nicht mehr benutzen können und damit auch nicht mehr die mit den Wörtern bezeichnete Erfahrung machen, siehe Missbrauch des Wortes "Ehre", das eigentlich eine sehr wichtige hohe Emotion und Haltung bezeichnet, durch den Ex-Bundeskanzler Kohl.)
Also 'Awareness': deutsche Begriffe wären Gewahrwerden, Bewusstheit, Achtsamkeit, Wachheit. (und sie sind alle nicht ganz das Gemeinte von Awareness, wir müssten sie mit dementsprechender Bedeutung aufladen.)
Der Sanskrit-Ausdruck ist 'Vivek'.
Awareness ist also eine direkte Funktion des Consciousness und nimmt in erster Instanz Qualia war. Qualia sind elementare Qualitäten der Wahrnehmung, deren Maler, Leinwand und Betrachter (in visueller Metaphorik) Consciounsess ist.
Awareness nimmt ohne zu urteilen (das wäre Kognition) wahr. Awareness kann uns Aufschlüsse über Consciousness geben, da es diesem kohärent ist.
NLP ist eine Disziplin der Awareness der Kognition. Urteilsfrei wahrnehmen, wie der Verstand arbeitet, wobei wir für 'bewusst' oder 'unbewusst' oder 'unterbewusst' auch wieder neue Worte nehmen sollten, wie 'Wachintelligenz' und 'Innere Intelligenz'.
Die erste und wesentliche Awareness ist also die der Qualia, die im NLP mit der Struktur der Qualia in der Submodalitäten-Arbeit einen zentralen Platz einnimmt. |
Claus David |
Beitrag vom 04-04-00 22:22
Grundlagen einer phänomenologischen Submodalitätenarbeit, auch "Qualia-Arbeit"
Die "Qualia", subjektiv wahrgenommene Qualitäten, in dem aus der Sinneswahrnehmung gelieferten konstruierten Material. Phänomenologische Submodalitäten sozusagen.
(wobei im NLP phänomenologische und strukturelle wild durcheinander geworfen werden. NLP ist ja nur dem Anspruch nach strukturalistisch, zum Glück.)
Ich habe mir mal Gedanken gemacht, welche Qualia es geben könnte und sie nach einem System der Sinneswahrnehmung strukturiert, welches der Neurophysiologie eher entspricht als der aus der griechischen Mthologie stammende VAKOG.
Visuell: Farben, Schwarz-Weiß Auditiv: Töne Olfaktorisch: Gerüche beinhalten ca 1000 differenzierbare Qualia, sie sind allerdings präverbal, die Pheronome nehmen wir nicht mehr bewusst wahr Gustatorisch: Süß, Sauer, Bitter, Salzig Somatosensorisch, sprich: Haptisch, taktil, viszeral: Temperatur, Druck, Textur, Form, Schmerz, Lust Vestibulär: Gewicht, Gewichtung (Balance) Propriozeptiv und in Kombination mit anderen Sinnen: Raum, Geschwindigkeit
Die Qualität "Zeit" oder "Zyklus" nehmen wir zum einen durch die Zirbeldrüse wahr oder vermittelt durch andere Sinne und physiologische Abläufe im Körper.
Die Qualitäten der "Information", also Wort und Zahl, wahrnehmen oder bilden wir in der Neurologie mit oder ohne sinnliche Verbindung.
Jede einzelne Qualität kann wiederum in adjektivische Attribute spezifiziert werden.
Also: rot, gelb, dunkel-hell, schwer-leicht etc.
Da die Qualia direkte Tore zum Chit-Bewusstsein sind, wie auch die Awareness, die sie beobachtet, ist die Beobachtung der inneren Konstrukte und die Wahrnehmung der enthaltenen Qualitäten ein Zugang zum Bewusstsein, weshalb uns Kunst so viel gibt. Und zwar desto subjektiver sie ist.
Evtl. nehme ich diesen Thread hier heraus, fasse ihn zusammen, erweitere ihn, und stelle ihn auf meine Web-Seite. Oder kann irgendwer hier damit etwas anfangen?
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oskopia |
Beitrag vom 05-04-00 08:14
Moin Claus David Ich lese den Thread gerne hier. Gruß Monika
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Nikolai |
Beitrag vom 05-04-00 09:36
Hi CD, auch wenn unser Engagement manchmal in unterschiedliche richtungen geht, ... ich lese hier regelmäßig, versuche zu folgen, und würde mich freuen, wenn Du hier weiterhin Perlen ausstreust. |
Nicht gefunden! |
Beitrag vom 05-04-00 17:41
Nich wechnehmen!
Ich lese hier gerne und eifrig, immer wenn was neues kommt. Bloß kann ich selbst nicht wirklich viel dazu beitragen.
Grüße Eve |
Claus David |
Beitrag vom 05-04-00 21:48
Dickes Danke, eve, Nikolai, Monika, schön zu wissen, dass ich hier nicht mit mir allein bin.
Also praktisch: Während die klasssische Submodalitäten-Intervention die Struktur der sinnespezifischen Repräsentation veändert, könnte man mit dem Wissen über die Qualia die phänomenologischen Aspekte eisnetzen, bzw. eine derartige Methode gibt es bereits: die "Magic-Words" von Cora Beser-Siegmund, in der z.B. Namen eine andere Farbe bekommen.
Der wichtige Aspekt, den auch Michael Hall in seiner Kritik an den Submodalitäten anspricht, ist die Wahrnehmung von: Wer genau verändert die Phänomenologie oder die Struktur?
Und was ist die Qualität oder Repräsentation dieser Instanz, des wahrnehmenden Veränderers?
Vorsicht! Du kannst diese nicht wirklich wahrnehmen, genau so wenig wie sich ein Auge nicht direkt selbst sehen könnte. Der oder die Wahrnehmende kann sich nur subjektiv erfahren, metaphorisch gesprochen: "in" der Erfahrung sein und damit gleichzeitig nicht den Regeln der Welt gehorchend (nämlich wahrnehmbar und repräsentierbar seiend)doch genau identisch mit dieser sein.
Oder: Wenn du die Aufmerksamkeit teilst und gleichzeitig die Repräsentation oder Wahrnehmung und den Wahrnehmer wahrnimmst, und/oder veränderst.....
Wer hat diese Teilung der Aufmerksamkeit durchgeführt? Und wer nimmt diesen wahr?
Schweigen, Nichts, Alles, Leere, Void, Essenz, up up and away.....
NLP, welches mit Submodalitäten arbeitet und sich dabei dessen, der arbeitet, bewusst wird, ist reines Zen und spirituell at its best. Gewahrwerdung der Untrennbarkeit von Konstrukt und Konstrukteur, Percept und Perceptor, Consciousness pur.
Wir könnten es aber erweitern und und mit der ganzen Bandbreite der Qualitäten einer Repräsentation spielen und sie auch ausbalancieren, aufrauhen oder duften lassen. |
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