Pressespiegel
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Umstrittene Praxis
Von Henning Zander
Zahlreiche Coaches berufen sich in ihrer Methodik auf das Neurolinguistische Programmieren (NLP). Diese Technik wurde in den 1970ern von dem Psychologen Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder entwickelt. Die Wissenschaftler haben ihre Erkenntnisse der Analyse der Arbeit der amerikanischen Psychotherapeuten Fritz Perls, Virginia Satir und Milton Erickson zu verdanken. Das Ergebnis ist ein Sammelsurium von Techniken, die zum Teil der Verhaltenstherapie entlehnt sind, zum Teil auf eigenen Annahmen aufbauen.
So wird im NLP vertreten, dass aus der Richtung, in die eine Person schaut, Rückschlüsse auf den Denkstil gezogen werden können. Durch Berührungen soll die Fähigkeit zur Lösung von Problemen im Körper integriert werden. "Das ist wissenschaftlich unhaltbar", sagt Hansjörg Hemminger, Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er warnt vor der Gefahr der Selbst- und Methodenüberschätzung. Die einfachen Antworten würden gut in den Manager-Alltag passen. "In zwei Wochenendsitzungen kann man so ein Programm durchziehen." Damit werde der starke Bedarf an rezeptartigen Methoden bedient.
Quelle: Die Welt, 30. April 2010.