Pressespiegel
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Was bringt eine NLP-Ausbildung?
UMFRAGE
Inwiefern profitieren Absolventen einer NLP-Ausbildung von den erlernten Erkenntnissen? Was bewirkt die Ausbildung? Wann lohnt sie sich? Und was ändert sich durch die Ausbildung im Leben der Practitioner, Master und NLP-Trainer? Auf der Spur nach dem konkreten Nutzen startete Mirela Ivanceanu im Herbst 2005 eine qualitative Umfrage.
Preview: Verblüffend: Die wenigsten Ausbildungsabsolventen wenden die erlernten NLP-Techniken an. Das bewirkt's: Vom Einfluss des NLP auf die Wahrnehmung, den Umgang mit Emotionen und die Art der Kommunikation. Hohe Erwartungen: Was sich Teilnehmer vor der Ausbildung vom NLP versprechen und inwiefern die Erwartungen erfüllt werden. Practitioner, Master, Trainer: Welche Ausbildungsstufe am bedeutsamsten ist. DVNLP-Schule versus Bandler-Schule: Gibt es Unterschiede?
"NLP ist wunderbar, und die Ausbildung hat mir viel gebracht!" Das hörte ich immer öfter, als ich im Sommer vergangenen Jahres mit mehreren "NLPlern" ins Gespräch kam. NLP-Practitioner äußerten es ebenso wie NLP-Master und NLP-Trainer. Ich fragte mich: Wie kommen Menschen, die völlig verschiedene Niveaus an NLP-Wissen mitbringen, von unterschiedlichen Trainern kommen und unterschiedliche NLP-Stile vertreten, zu ein und derselben Aussage über NLP? Und wie passt das Lob für NLP zusammen mit den Erfahrungen, die ich in meiner Coaching-Praxis gemacht habe?
In meinen Sitzungen hatte ich Klienten, die NLP-Practitioner, NLP-Master und sogar NLP-Coach waren. Ich ging davon aus, dass sie mit Hilfe der NLP-Techniken schon viel an sich gearbeitet hatten, nun aber an einem Punkt angelangt waren, wo sie nicht mehr weiterkamen. Doch die Realität sah anders aus. Auf meine Frage, mit welchen NLP-Techniken sie bereits für sich gearbeitet haben, schenkten mir die Klienten einen verwirrten Blick, zuweilen begleitet von der Frage: "Wie? Formate wie Change-History, State-Management und internale Verhandlung kann man mit sich selber machen? Das habe ich noch nie ausprobiert."
Ich wollte es daher genauer wissen: Mit welchen Erwartungen gehen Menschen in eine NLP-Ausbildung? Und welchen Nutzen ziehen sie für sich aus einer solchen heraus? Ich selbst bin davon ausgegangen, dass man nach einer NLP-Ausbildung NLP bei sich anwendet und dass die Ausbildung etwas gebracht hat, wenn sich im eigenen Leben nachhaltig etwas verändert. Doch das war nur meine Hypothese. Für andere Personen könnten andere Dinge von Belang sein.
Verblüffend. Die wenigsten wenden die NLP-Techniken an.
Die Befragung, die ich im Herbst 2005 startete, bestätigt das: Von den 14 NLP-Practitionern, neun NLP-Mastern und sieben NLP-Trainern, die sich bislang an der Studie beteiligt haben, äußerte nur ein einziger Teilnehmer aus der Practitioner-Stufe, dass er sehr viele Techniken bei sich selbst anwendet. Als Beispiel nannte er Change-History, Self-Nurturing und Teilearbeit. Ansonsten waren es nur die Absolventen der Trainer-Stufe, die - allerdings erst auf gezielte Nachfrage - Techniken nannten, die sie bei sich selbst oder auch im Umgang mit anderen praktizierten. Die meisten Teilnehmer, nämlich 22 Befragte, sagten, dass sie gar nicht darauf gekommen seien, die NLP-Formate im Alltag anzuwenden bzw. es recht anstrengend fänden, dies zu tun, und es daher meist unterließen.
Insgesamt zeigt sich folgende Tendenz: Je mehr sonstige Aus- und Weiterbildungen die Befragten besucht hatten, desto weiter waren sie auch im NLP (Master- oder Trainerstufe) und desto eher nutzten sie die NLP-Techniken tatsächlich auch im Alltag oder hatten zumindest vor, dies demnächst zu tun. Zwischen dem Absolvieren von Seminaren zum systemischen Coaching, zur Aufstellungsarbeit, zur Mediation o.Ä. und der praktischen Anwendung der NLP-Formate scheint also eine Verbindung zu bestehen. Dies liegt vermutlich nicht (allein) daran, dass das in den anderen Ausbildungen erworbene Wissen den Einsatz von NLP leichter machen würde. Wahrscheinlicher ist, dass Menschen, die bereits etliche Seminare in unterschiedlichen Methoden besucht haben, diese in den meisten Fällen beruflich einsetzen oder dies demnächst vorhaben bzw. besonders motiviert sind, an sich selbst zu arbeiten.
Kursabsolventen ändern ihre Wahrnehmung.
Obwohl nur die wenigsten bewusst im Alltag mit etlichen erlernten NLP-Formaten arbeiten, zeigen sich jedoch 28 der 30 Befragten zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung und betonen, dass diese ihnen viel gebracht habe. So äußerten viele von ihnen, dass sich durch die NLP-Ausbildung ihre Wahrnehmung von der Welt und von bestimmten Situationen verändert habe. Sie könnten nun viel besser mit ihren Emotionen umgehen, wären liebevoller zu sich selbst und hätten einen anderen Kommunikationsstil. Einige erwähnten in diesem Zusammenhang das Milton- und das Metamodell, das eine neue Qualität in ihre Kommunikation gebracht habe. Eine Teilnehmerin sagte, sie sei nun viel selbstbewusster als vorher.
Hat sich also voll und ganz die Erwartung erfüllt, mit der jeder Teilnehmer an die von ihm gewählte Ausbildung herangegangen ist? Die Antwort hängt natürlich nicht nur von der Ausbildung, sondern auch von den jeweiligen Erwartungen ab, die bei den Befragten sehr unterschiedlich ausfielen. Die Palette reichte von "Ich wollte einfach eine neue Methode für meine Arbeit kennen lernen" bis hin zu "Ich wollte mein Leben komplett umkrempeln".
Vor dem Kurs: Interessenten haben hohe, doch unklare Erwartungen.
Tatsächlich scheint NLP bei etlichen Menschen die Vorstellung zu erwecken, damit irgendwie zaubern zu können. Viele der Teilnehmer waren fasziniert von NLP, ohne bei Buchung der Ausbildung zu wissen, was sich genau hinter NLP verbirgt und was sie im Lehrgang erwartet. "Ich hatte keine klare Vorstellung, bin einfach in den Kurs gegangen", so eine häufig zu hörende Aussage. Entsprechend waren auch die Ausbildungsziele der Teilnehmer nicht sehr konkret - dafür aber waren die recht wenig konkreten Erwartungen an die Ausbildung und die Methode aber bei einigen der Befragten sehr hoch gesteckt.
Nicht selten kam es dann während des Lehrgangs zur Ernüchterung, wobei die meisten Teilnehmer dennoch angetan und zufrieden blieben. "Naja, im Laufe der Ausbildung sind halt die Erwartungen etwas realistischer geworden. Ich habe mitbekommen, dass ich in meinem Leben nicht alles, was ich möchte, durch NLP erreichen kann", äußerten einige der Befragten. Die heruntergeschraubten Erwartungen seien dann aber zu hundert Prozent erfüllt worden. Nur ein Absolvent einer NLP-Trainerausbildung machte eine ganz andere Erfahrung: "Es haben sich nur maximal zehn Prozent von dem verändert, was ich zu verändern wünschte", sagte er im Telefoninterview.
Summa summarum lässt sich schlussfolgern: Wer sich wenig von der NLP-Ausbildung verspricht, dessen Erwartungen werden voll und ganz erfüllt. Wer sich hingegen viel verspricht und seine Erwartungen auch nicht herunterschraubt, der wird enttäuscht - es sei denn, er hat seine Erwartung vor dem Kurs genau konkretisiert und er setzt sich während und nach dem Kurs voll für seine Ziele ein. Dann, so meine Beobachtung, kann NLP höchste Erwartungen erfüllen.
Trainer fördern große Träume.
Die Trainer haben die Teilnehmer übrigens keineswegs dahingehend manipuliert, ihre Kurs-Erwartungen und Ziele herunterzuschrauben und dennoch zufrieden zu sein. Kein Teilnehmer sagte, dass ihr Trainer dazu beigetragen habe, die Erwartungen zu verringern. Im Gegenteil: Einige äußerten, sie seien unterstützt worden, sogar größere Träume zu haben.
Die Person des Trainers hatte für alle Teilnehmer eine recht hohe Bedeutung, und diese nahm in der Master- und Trainerstufe noch zu: Den Teilnehmern war es wichtig, die Methode bei einem wirklich guten Trainer zu vertiefen. Allerdings waren Trainerpersönlichkeiten nicht ausschlaggebend dafür, dass Teilnehmer weitere NLP-Kurse besuchten. Das heißt: Es kam den 30 Befragten nicht darauf an, eine bestimmte Trainerpersönlichkeit kennen und in NLP-Kursen erleben zu lernen. Sie wollten einfach die Methode erlernen bzw. vertiefen.
Alle befragten Teilnehmer haben nach Besuch ihres Kurses und Erlangung des entsprechenden Ausbildungsgrades ihre NLP-Ausbildung auf der nächsthöheren Ausbildungsstufe fortgesetzt. Warum machten sie weiter? Was war die Motivation hierfür? Auf der Stufe zwischen Practitioner und Master antworteten die Teilnehmer fast einheitlich: "Weil ich neugierig war und mehr erfahren wollte" bzw. "Das hat mir mein Bauch gesagt, es war der nächste logische Schritt." Den Übergang vom Master zum Trainer begründeten fast alle mit: "lch wollte die Ausbildung einfach fertig machen und auch noch den Trainertitel haben." Die Erwartungen am inhaltlichen Weiterkommen hielten sich hier ziemlich in Grenzen.
Am meisten bringt die Practitioner-Stufe.
Sechs der sieben befragten Teilnehmer, die sich zum NLP-Trainer ausbilden ließen, sahen diese Erwartungen im Kurs dann auch bestätigt: Rückblickend sagen sie, dass ihnen die Trainerstufe von allen Stufen inhaltlich am wenigsten genutzt habe. Nur einer der NLP-Trainer schwärmte von seinem Kurs auf der Trainerstufe: Dieser Kurs habe ihn sehr weit gebracht, was sein Selbstverständnis als Trainer vor der Gruppe und seine Flexibilität anbelangt. In dem Kurs hatten die Teilnehmer nach der Herz-Infarkt-Technik kurze Präsentationen zu allen möglichen NLP-Techniken und -Formaten gehalten und dabei unterschiedliche Meta-Programme bedienen sollen. Zehn der 16 befragten Master und Trainer fanden die Practitioner-Stufe am wichtigsten. Fünf Master und Trainer hielten dagegen die Master-Stufe für die bedeutsamste, da ihnen hier die Zusammenhänge erst richtig klar geworden wären.
Ganz gleich, auf welcher Stufe - in den meisten Trainings wurde viel gelacht, und die Teilnehmer gingen ihren Angaben zufolge mit viel mehr Energie nach Hause als sie ins Training mitgebracht hatten. Einen interessanten Unterschied konnte ich bislang jedoch beobachten. In meinen 30-minütigen Telefoninterviews mit den 30 Teilnehmern ist mir aufgefallen: Die Teilnehmer, die aus der DVNLP-Schule kommen, also bei einem Trainer gelernt haben, der nach den Richtlinien des DVNLP zertifiziert ist, sind ernster als Teilnehmer aus der Bandler-Schule. Sie scheinen auch mehr zu wissen als ihre Kollegen, die bei einem der Schüler des amerikanischen NLP-Begründers Richard Bandler in die Lehre gegangen sind. Dafür aber wenden sie ihr Wissen weniger an.
Die sieben Bandler-Schüler, mit denen ich sprach, kennen nicht so viele Einzelheiten zu den NLP-Techniken, arbeiten aber viel stärker damit. Zudem lachten sie sehr viel am Telefon, waren auffallend aufgeschlossen und positiv - ja, ich hatte das Gefühl: Sie sind besonders "gut drauf". Ob dieser subjektive Eindruck, den ich in meiner Stichprobe gewonnen habe, purer Zufall ist oder sich bestätigt, werden weitere Befragungen zeigen.
Mirela Ivanceanu
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Was war das Wertvollste, was Sie in Ihrer NLP-Ausbildung erfahren haben?
Die Antworten,
Techniken wie Re-Imprinting und Change-History
Denkansätze wie Walking-Belief-Change
Kommunikation, insbesondere mit sich selbst
Ein liebevoller Umgang mit sich selbst
Die Erfahrung als solche, also einfach das Erlebnis, im Training mit NLP zu arbeiten
Quelle: Umfrage Was bringt eine NLP-Ausbildung?", Berlin 2005.
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Die Befragung, die Mirela lvanceanu im Herbst 2005 startete, ist noch nicht abgeschlossen. Wer sich an der Studie beteiligen und seine Erfahrungen mit NLP und NLP-Ausbildungen in die Umfrage einbringen möchte, kann sich melden unter mirela@ivanceanu.de oder Tel.: 030-44 7165 24. Unter diesem Kontakt kann auch ein Skript mit dem vorläufigen Stand der Studie angefordert werden.
Die Autorin: Die in Bukarest geborene Rumänin Mirela Ivanceanu absolvierte in Hamburg ein Betriebswirtschaftsstudium, bevor sie sich an verschiedenen Instituten zum NLP-Practitioner, -Master und -Trainer ausbilden ließ. Seit 2003 arbeitet sie als selbstständige NLP-Trainerin und -Coach mit Sitz in Berlin. Kontakt: www.ivanceanu.de
Quelle: Beilage 'Kommunikation mit NLP' zu managerSeminare Heft 96, März 2006, S. 4-7.