Pressespiegel
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NLP, neurolinguistische Programmierung - Ein Zungenbrecher setzt sich durch
Worte als mächtigste Droge des Menschen
Wie Schritt für Schritt die individuelle Freiheit entwickelt werden kann
Von Hartmut Volk
Die neurolinguistische Programmierung hat sich einen festen Platz in der
beruflichen Weiterbildung erobert. Ihrem Selbstverständnis nach bietet sie vielfältige Möglichkeiten zur umfassenden persönlichen Weiterentwicklung.
Die Hamburger Psychologin, Therapeutin und Trainerin Cora Besser-Siegmund nennt die neurolinguistische Programmierung = NLP in ihrem Buch
"Denk dich nach vorn" eine Gebrauchsanweisung für das Gehirn. Zweck und Sinn
dieser Gebrauchsanweisung sei es, die persönliche Selbstorganisation durch zielgerichtete Veränderungsarbeit deutlich zu verbessern.
"Jede positive Veränderung eines Menschen beginnt im Kopf", sagt sie und fügt
erläuternd hinzu: "Wann immer psychologische Methoden bei einem Menschen
eine Veränderung in Denken, Befindlichkeit und Gesundheit bewirken, hat die
Methode zuvor das Gehirn des Betreffenden zum Verbündeten gewonnen."
Und diese Behauptung ist nicht aus der
Luft gegriffen. Wissenschaftliche Arbeitsergebnisse, insbesondere der Neurowissenschaften und mit ihnen der (Ge-)Hirnforschung, aber auch der Verhaltenswissenschaften, beispielsweise der Humanethologie, der wissenschaftlichen Disziplin, die sich mit der Erforschung menschlichen Verhaltens befaßt, dokumentieren das immer zweifelsfreier.
Gezielter Gebrauch
Die neurolinguistische Programmierung erreicht diese Richtungsänderung
vornehmlich durch einen ganz gezielten
Gebrauch der Sprache oder genauer, von
sprachlichen Strukturen. Deshalb auch
neurolinguistische Programmierung. Die
Linguistik ist die Wissenschaft von der
Sprache und der Wirkung der Sprache.
"Die Kommunikation, also die Sprachberührung zweier Menschen - in der
Psychotherapie, in der Familie und im Beruf beispielsweise - bewirkt die Veränderung im Denken und in der Befindlichkeit", sagt Cora Besser-Siegmund, die
mehrere Bücher über NLP veröffentlicht
hat. "Dies geschieht nicht nur zwischen
Menschen, sondern auch in der Kommunikation eines Menschen mit sich selbst:
bei der Eigenmotivation, der Entwicklung
und Umsetzung individueller Lebensziele, bei der Selbstorganisation."
Und diesen Vorgang beschreibt das
Wort neurolinguistische Programmierung. Programmierung besagt mithin folgendes: mit Hilfe der Sprache Gedanken
zu entwickeln, die dann rückwirkend wiederum im Gehirn eine Richtungsänderung, das heißt eine qualitative Veränderung im Denken, Fühlen und Verhalten,
auslösen. Noch einfacher gesagt: NLP will
Automatismen, die beim Gebrauch bestimmter Worte ablaufen, ändern und neu
steuern. Von dem englischen Schriftsteller Rudyard Kipling ist der Satz überliefert: "Worte sind die mächtigste Droge,
welche die Menschheit benutzt." Was Kipling intuitiv erspürt hat, bestätigt die
moderne Gehirnforschung. Ein Wort
kann tatsächlich die gleiche Wirkung wie
ein Psychopharmakum entfalten - "nur
eben viel schneller und zuverlässiger",
beschreibt Professor Walter Zieglgänsberger von der Arbeitsgruppe für Klinische
Neuropharmakologie des Münchner
Max-Planck-Instituts für Psychiatrie diese von der Forschung immer mehr erkannten Zusammenhänge.
Dieses breite Eignungsprofil in Verbindung mit der Tatsache, daß die neurolinguistische Programmierung nahezu
ohne jede seelische Entblößung auskommt und damit die Gefahr der Bloßstellung im Seminar- und Trainingsgeschehen fortfällt, ist der wesentliche
Grund dafür, daß die neurolinguistische
Programmierung in der Wirtschaft zunehmend Beachtung findet. In der beruflichen Weiterbildung, das ist inzwischen
unübersehbar, hat sich die neurolinguistische Programmierung durchgesetzt.
Im Führungs- und Verkaufstraining, bei
der Verbesserung der Fähigkeit, mit Streß
umzugehen, und auch als Selbstsicherheitstraining beispielsweise spielt NLP
eine deutliche Rolle. Was es bedeuten
kann, NLP zu lernen, ist einem in der
abendländischen Kulturtradition denkenden Menschen nur schwer nahezubringen: "Es grenzt an Zauberei", räumt die Hannoveraner NLP-Trainerin und psychologische Beraterin Alexa Mohl ein.
"Die Skepsis des Anfängers weicht dem
durch Erfahrung gefestigten Vertrauen in
die Wirkungszusammenhänge der NLP-Veränderungsstrategien nur zögernd!"
Was also, um die Skepsis des Anfängers zumindest in unvoreingenommene
Neugier zu wandeln, ist NLP konkret?
Was kann es praktisch bedeuten, sich mit
NLP einzulassen? Alexa Mohl, die ihren
Aussagen zufolge derzeit an einer bislang
noch fehlenden grundlegenden Theorie
der neurolinguistischen Programmierung
arbeitet und sich mit ihren Veröffentlichungen "Der Zauberlehrling - Das NLP
Lern- und Übungsbuch" und "Auch ohne
daß ein Prinz dich küßt - NLP: Kommunikationsmethoden & Lernstrategien -
Ein Lernbuch für Frauen", als Kennerin
der Materie ausgewiesen hat, erklärt:
"Wenn wir den Begriff "Neurolinguistisches Programmieren" ernst nehmen,
denken wir an elektronische Datenverarbeitung und Computer. Obwohl diese Assoziation bei den meisten Menschen keine
guten Gefühle auslöst, ist sie sinnvoll, um
die Wirkungsweise der NLP-Veränderungsarbeit deutlich zu machen.
Beim Computer werden Daten eingegeben, verarbeitet, gespeichert und für bestimmte Zwecke wieder abgerufen. Unser
Gehirn tut das auch. Die Daten, die in das
Gehirn eingehen, sind unsere sinnlichen
Erfahrungen, alles, was wir sehen, hören,
fühlen, riechen oder schmecken. Im Gehirn werden diese Daten verarbeitet und
abgespeichert. Für bestimmte Zwecke -
wenn wir beispielsweise eine Entscheidung treffen sollen - werden diese Daten
wieder aufgerufen und zur Grundlage für
eine Entscheidung gemacht, die zum
Handeln führt. NLP gründet auf der in
unserem Gehirn gespeicherten sinnesspezifischen Erfahrung. Wichtig für die Arbeit mit NLP ist vor allem die Struktur, in
der die subjektive Erfahrung verarbeitet
und gespeichert wurde."
Mohl veranschaulicht diese Zusammenhänge mit folgendem Beispiel: Auf
die Äußerung des Vorgesetzten: "Ich verstehe nicht, daß Sie das Projekt immer
noch nicht abgeschlossen haben!" reagiert
der Mitarbeiter mit Zorn, den er jedoch
wie auch bei ähnlichen Anlässen unterdrückt, was inzwischen zu Magenbeschwerden geführt hat.
Die Untersuchung der Struktur dieser
subjektiven Erfahrung "Magendrücken"
könnte folgende Abfolge erbringen: Auf
einen hörbaren Reiz reagiert der Mitarbeiter mit einem starken negativen Gefühl, sagt dann aber still zu sich: "Halt
bloß den Mund, sonst wird es noch
schlimmer" und bekommt heftige Magenschmerzen. Dieses Programm kann der
Mitarbeiter verändern. Er könnte sich
wünschen, auf die Äußerung seines Vorgesetzten mit Gelassenheit zu reagieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, könnte er
genau untersuchen, wie er zu dem Gefühl
von Gelassenheit kommen und dann sein
persönliches Programm für Gelassenheit
in das alte Programm "Magendrücken"
einfügen kann.
Er könnte sich aber auch entscheiden,
ungerechtfertigte Vorwürfe des Vorgesetzten nicht mehr wortlos hinzunehmen, sondern sie mit guten Begründungen zurückzuweisen. Er würde dann seine Fähigkeit, sein Handeln angemessen zu begründen, über die er in anderen Lebensbereichen verfügt, in das Programm "Magendrücken" einbeziehen. Damit verändert er das Programm "Magendrücken" in das Programm "Argumentieren" oder auch in ein Programm "Gelassenheit".
"Was hier beschrieben wurde, ist Lernen", erläutert Alexa Mohl. "Ein wohlbekannter Prozeß, der auch normalerweise so abläuft, daß neue Erfahrungen in vorhandene Erfahrungen eingebaut werden,
oder daß vorhandene Erfahrungen über den Prozeß des Nachdenkens umgebaut
werden, oder daß vorher getrennte Erfahrungen miteinander verknüpft werden."
Kontrollierter Ablauf
Was NLP an solchen Lernprozessen
darstellt, ist der auf Erfahrung gründende
Sachverhalt, so Mohl, daß "mit NLP solche Lernprozesse gezielt und kontrolliert
ablaufen. Und da sie bewußt die spezifische Struktur der subjektiven Erfahrung
zur Grundlage von Veränderungsprozessen machen, sind sie so wirksam. Außerdem verfügt NLP über ganz verschiedene
Lernstrategien, die auf die spezifischen
Problemstrukturen und jeweiligen Lernziele direkt zugeschnitten sind."
Veränderungsarbeit mit NLP kann
man Alexa Mohl zufolge "Therapie" nennen, wenn das, was durch Lernen verändert wird, persönliche Schwierigkeiten
sind, die es jemandem unmöglich machen, den Anforderungen eines normalen
Lebensalltags in dieser Gesellschaft nachzukommen. Veränderungsarbeit mit NLP
kann man aber auch persönliche Arbeit
an sich selbst nennen, wenn das, was
durch Lernen mit NLP verändert wird,
alltägliche Gefühle, Verhaltensweisen
oder Überzeugungen sind, von denen die
Betreffenden erkennen, daß es wünschenswerter, vorteilhafter oder erfolgversprechender wäre, anders zu fühlen,
zu denken oder zu handeln".
"Das ist die eine Seite dessen, was die
Beschäftigung mit der neurolinguistischen Programmierung einbringen
kann", präzisiert Frau Mohl: "Eine neue
Freiheit, die Menschen erwerben, indem
sie lernen, daß sie nicht die Person bleiben müssen, zu der sie ihre bisherige
Lebensgeschichte zusammen mit ihren
natürlichen Anlagen gemacht hat, sondern daß sie sich verändern können!"
NLP ermöglicht einem Menschen mit
den Worten von Dr. Mohl "nicht nur, der
zu werden, der er sein könnte, sondern
darüber hinaus, der zu werden, der er sein
möchte. So verstanden ist NLP ein weiterer Schritt in der Entwicklung individueller Freiheit."
Die andere Seite der Beschäftigung mit
NLP besteht Mohl zufolge darin, daß
Menschen sich Fähigkeiten aneignen, mit
denen sie andere Menschen beraten, unterstützen, fördern oder heilen können als
Psychologen, Therapeuten, Pädagogen,
Ärzte, Vorgesetzte oder schlicht als Mitmenschen. Viele Lernstrategien der neurolinguistischen Programmierung kann man in normalen Beratungsgesprächen einsetzen. Einige Lernstrategien kann man in jedes normale Gespräch einbauen und damit andere befähigen, neue Wege zu gehen und so aus ihrem Lebensvollzug heraus zufriedener und - nicht zuletzt auch dadurch - erfolgreicher zu sein!"
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 5./6. November 1994, S. V1/12.