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Lesezeichen [ QR-Code ] Sa 21 Dez 2024 16:45:58


 Pressespiegel
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NLP, neurolinguistische Programmierung - Ein Zungenbrecher setzt sich durch
Worte als mächtigste Droge des Menschen
Wie Schritt für Schritt die individuelle Freiheit entwickelt werden kann

Von Hartmut Volk

Die neurolinguistische Programmierung hat sich einen festen Platz in der beruflichen Weiterbildung erobert. Ihrem Selbstverständnis nach bietet sie vielfältige Möglichkeiten zur umfassenden persönlichen Weiterentwicklung.

Die Hamburger Psychologin, Therapeutin und Trainerin Cora Besser-Siegmund nennt die neurolinguistische Programmierung = NLP in ihrem Buch "Denk dich nach vorn" eine Gebrauchsanweisung für das Gehirn. Zweck und Sinn dieser Gebrauchsanweisung sei es, die persönliche Selbstorganisation durch zielgerichtete Veränderungsarbeit deutlich zu verbessern.

"Jede positive Veränderung eines Menschen beginnt im Kopf", sagt sie und fügt erläuternd hinzu: "Wann immer psychologische Methoden bei einem Menschen eine Veränderung in Denken, Befindlichkeit und Gesundheit bewirken, hat die Methode zuvor das Gehirn des Betreffenden zum Verbündeten gewonnen."

Und diese Behauptung ist nicht aus der Luft gegriffen. Wissenschaftliche Arbeitsergebnisse, insbesondere der Neurowissenschaften und mit ihnen der (Ge-)Hirnforschung, aber auch der Verhaltenswissenschaften, beispielsweise der Humanethologie, der wissenschaftlichen Disziplin, die sich mit der Erforschung menschlichen Verhaltens befaßt, dokumentieren das immer zweifelsfreier.

Gezielter Gebrauch
Die neurolinguistische Programmierung erreicht diese Richtungsänderung vornehmlich durch einen ganz gezielten Gebrauch der Sprache oder genauer, von sprachlichen Strukturen. Deshalb auch neurolinguistische Programmierung. Die Linguistik ist die Wissenschaft von der Sprache und der Wirkung der Sprache.

"Die Kommunikation, also die Sprachberührung zweier Menschen - in der Psychotherapie, in der Familie und im Beruf beispielsweise - bewirkt die Veränderung im Denken und in der Befindlichkeit", sagt Cora Besser-Siegmund, die mehrere Bücher über NLP veröffentlicht hat. "Dies geschieht nicht nur zwischen Menschen, sondern auch in der Kommunikation eines Menschen mit sich selbst: bei der Eigenmotivation, der Entwicklung und Umsetzung individueller Lebensziele, bei der Selbstorganisation."

Und diesen Vorgang beschreibt das Wort neurolinguistische Programmierung. Programmierung besagt mithin folgendes: mit Hilfe der Sprache Gedanken zu entwickeln, die dann rückwirkend wiederum im Gehirn eine Richtungsänderung, das heißt eine qualitative Veränderung im Denken, Fühlen und Verhalten, auslösen. Noch einfacher gesagt: NLP will Automatismen, die beim Gebrauch bestimmter Worte ablaufen, ändern und neu steuern. Von dem englischen Schriftsteller Rudyard Kipling ist der Satz überliefert: "Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt." Was Kipling intuitiv erspürt hat, bestätigt die moderne Gehirnforschung. Ein Wort kann tatsächlich die gleiche Wirkung wie ein Psychopharmakum entfalten - "nur eben viel schneller und zuverlässiger", beschreibt Professor Walter Zieglgänsberger von der Arbeitsgruppe für Klinische Neuropharmakologie des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie diese von der Forschung immer mehr erkannten Zusammenhänge.

Dieses breite Eignungsprofil in Verbindung mit der Tatsache, daß die neurolinguistische Programmierung nahezu ohne jede seelische Entblößung auskommt und damit die Gefahr der Bloßstellung im Seminar- und Trainingsgeschehen fortfällt, ist der wesentliche Grund dafür, daß die neurolinguistische Programmierung in der Wirtschaft zunehmend Beachtung findet. In der beruflichen Weiterbildung, das ist inzwischen unübersehbar, hat sich die neurolinguistische Programmierung durchgesetzt. Im Führungs- und Verkaufstraining, bei der Verbesserung der Fähigkeit, mit Streß umzugehen, und auch als Selbstsicherheitstraining beispielsweise spielt NLP eine deutliche Rolle. Was es bedeuten kann, NLP zu lernen, ist einem in der abendländischen Kulturtradition denkenden Menschen nur schwer nahezubringen: "Es grenzt an Zauberei", räumt die Hannoveraner NLP-Trainerin und psychologische Beraterin Alexa Mohl ein. "Die Skepsis des Anfängers weicht dem durch Erfahrung gefestigten Vertrauen in die Wirkungszusammenhänge der NLP-Veränderungsstrategien nur zögernd!"

Was also, um die Skepsis des Anfängers zumindest in unvoreingenommene Neugier zu wandeln, ist NLP konkret? Was kann es praktisch bedeuten, sich mit NLP einzulassen? Alexa Mohl, die ihren Aussagen zufolge derzeit an einer bislang noch fehlenden grundlegenden Theorie der neurolinguistischen Programmierung arbeitet und sich mit ihren Veröffentlichungen "Der Zauberlehrling - Das NLP Lern- und Übungsbuch" und "Auch ohne daß ein Prinz dich küßt - NLP: Kommunikationsmethoden & Lernstrategien - Ein Lernbuch für Frauen", als Kennerin der Materie ausgewiesen hat, erklärt: "Wenn wir den Begriff "Neurolinguistisches Programmieren" ernst nehmen, denken wir an elektronische Datenverarbeitung und Computer. Obwohl diese Assoziation bei den meisten Menschen keine guten Gefühle auslöst, ist sie sinnvoll, um die Wirkungsweise der NLP-Veränderungsarbeit deutlich zu machen.
Beim Computer werden Daten eingegeben, verarbeitet, gespeichert und für bestimmte Zwecke wieder abgerufen. Unser Gehirn tut das auch. Die Daten, die in das Gehirn eingehen, sind unsere sinnlichen Erfahrungen, alles, was wir sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken. Im Gehirn werden diese Daten verarbeitet und abgespeichert. Für bestimmte Zwecke - wenn wir beispielsweise eine Entscheidung treffen sollen - werden diese Daten wieder aufgerufen und zur Grundlage für eine Entscheidung gemacht, die zum Handeln führt. NLP gründet auf der in unserem Gehirn gespeicherten sinnesspezifischen Erfahrung. Wichtig für die Arbeit mit NLP ist vor allem die Struktur, in der die subjektive Erfahrung verarbeitet und gespeichert wurde."

Mohl veranschaulicht diese Zusammenhänge mit folgendem Beispiel: Auf die Äußerung des Vorgesetzten: "Ich verstehe nicht, daß Sie das Projekt immer noch nicht abgeschlossen haben!" reagiert der Mitarbeiter mit Zorn, den er jedoch wie auch bei ähnlichen Anlässen unterdrückt, was inzwischen zu Magenbeschwerden geführt hat.

Die Untersuchung der Struktur dieser subjektiven Erfahrung "Magendrücken" könnte folgende Abfolge erbringen: Auf einen hörbaren Reiz reagiert der Mitarbeiter mit einem starken negativen Gefühl, sagt dann aber still zu sich: "Halt bloß den Mund, sonst wird es noch schlimmer" und bekommt heftige Magenschmerzen. Dieses Programm kann der Mitarbeiter verändern. Er könnte sich wünschen, auf die Äußerung seines Vorgesetzten mit Gelassenheit zu reagieren. Um dieses Ziel zu erreichen, könnte er genau untersuchen, wie er zu dem Gefühl von Gelassenheit kommen und dann sein persönliches Programm für Gelassenheit in das alte Programm "Magendrücken" einfügen kann.

Er könnte sich aber auch entscheiden, ungerechtfertigte Vorwürfe des Vorgesetzten nicht mehr wortlos hinzunehmen, sondern sie mit guten Begründungen zurückzuweisen. Er würde dann seine Fähigkeit, sein Handeln angemessen zu begründen, über die er in anderen Lebensbereichen verfügt, in das Programm "Magendrücken" einbeziehen. Damit verändert er das Programm "Magendrücken" in das Programm "Argumentieren" oder auch in ein Programm "Gelassenheit". "Was hier beschrieben wurde, ist Lernen", erläutert Alexa Mohl. "Ein wohlbekannter Prozeß, der auch normalerweise so abläuft, daß neue Erfahrungen in vorhandene Erfahrungen eingebaut werden, oder daß vorhandene Erfahrungen über den Prozeß des Nachdenkens umgebaut werden, oder daß vorher getrennte Erfahrungen miteinander verknüpft werden."

Kontrollierter Ablauf
Was NLP an solchen Lernprozessen darstellt, ist der auf Erfahrung gründende Sachverhalt, so Mohl, daß "mit NLP solche Lernprozesse gezielt und kontrolliert ablaufen. Und da sie bewußt die spezifische Struktur der subjektiven Erfahrung zur Grundlage von Veränderungsprozessen machen, sind sie so wirksam. Außerdem verfügt NLP über ganz verschiedene Lernstrategien, die auf die spezifischen Problemstrukturen und jeweiligen Lernziele direkt zugeschnitten sind."

Veränderungsarbeit mit NLP kann man Alexa Mohl zufolge "Therapie" nennen, wenn das, was durch Lernen verändert wird, persönliche Schwierigkeiten sind, die es jemandem unmöglich machen, den Anforderungen eines normalen Lebensalltags in dieser Gesellschaft nachzukommen. Veränderungsarbeit mit NLP kann man aber auch persönliche Arbeit an sich selbst nennen, wenn das, was durch Lernen mit NLP verändert wird, alltägliche Gefühle, Verhaltensweisen oder Überzeugungen sind, von denen die Betreffenden erkennen, daß es wünschenswerter, vorteilhafter oder erfolgversprechender wäre, anders zu fühlen, zu denken oder zu handeln".

"Das ist die eine Seite dessen, was die Beschäftigung mit der neurolinguistischen Programmierung einbringen kann", präzisiert Frau Mohl: "Eine neue Freiheit, die Menschen erwerben, indem sie lernen, daß sie nicht die Person bleiben müssen, zu der sie ihre bisherige Lebensgeschichte zusammen mit ihren natürlichen Anlagen gemacht hat, sondern daß sie sich verändern können!"

NLP ermöglicht einem Menschen mit den Worten von Dr. Mohl "nicht nur, der zu werden, der er sein könnte, sondern darüber hinaus, der zu werden, der er sein möchte. So verstanden ist NLP ein weiterer Schritt in der Entwicklung individueller Freiheit."

Die andere Seite der Beschäftigung mit NLP besteht Mohl zufolge darin, daß Menschen sich Fähigkeiten aneignen, mit denen sie andere Menschen beraten, unterstützen, fördern oder heilen können als Psychologen, Therapeuten, Pädagogen, Ärzte, Vorgesetzte oder schlicht als Mitmenschen. Viele Lernstrategien der neurolinguistischen Programmierung kann man in normalen Beratungsgesprächen einsetzen. Einige Lernstrategien kann man in jedes normale Gespräch einbauen und damit andere befähigen, neue Wege zu gehen und so aus ihrem Lebensvollzug heraus zufriedener und - nicht zuletzt auch dadurch - erfolgreicher zu sein!"


Quelle: Süddeutsche Zeitung, 5./6. November 1994, S. V1/12.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 31.08.2024 um 13.38 Uhr aktualisiert.
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