Der systemische Mensch

Wie sind die Programme des menschlichen Gehirns aufgebaut? Menschen sind in ihrem Verhalten (vor-)programmiert, haben quasi unterschiedliche Betriebssysteme. Analogien mit Computer-Programmen liegen nahe. Ein Abriß über ein Kommunikationstraining namens NLP sowie verschiedene systemische Ansätze.

WIE KOMMT ES, daß wir in manchen Situationen beweglich und reich an Möglichkeiten sind und in anderen hilflos und unbeweglich? Unsere Worte können - wie auf Knopfdruck - bestimmte Programme in uns in Gang setzen, die in unserem Gehirn, der "Festplatte", gespeichert sind und dort ruhen, bis sie aktiviert werden. Von diesem Modell geht NLP aus. Das wenig aussagekräftige Kürzel steht für Neuro-Linguistisches Programmieren und weckt sofort die Assoziation zur EDV-Welt. Dahinter verbirgt sich allerdings eine effiziente Therapie-, Trainings- und Kommunikationsmethode. Sie basiert auf dem simplen Tatbestand, daß jeder Mensch permanent mit bestimmten Verhaltens- und Kommunikationsmustern konfrontiert ist - sowohl mit den eigenen, als auch mit denen anderer. NLP versucht, diese Muster darzustellen, korrigierend einzugreifen und dadurch seinen "Anwendern", um in der Computersprache zu bleiben, zu glücklicherem, zufriedenerem und erfolgreicherem Er-Leben zu verhelfen.

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"NLP ist ein Standardwerkzeug zum Maßschneidern
der menschlichen Kommunikation." Mag. Peter Schütz

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Die Verbindung der intuitiven Methode zur Naturwissenschaft ist zweifellos gegeben: Das Wort Neuro zeigt an, daß Worte und Informationen neurologisch gespeichert werden. Linguistisch steht für Sprache - es wird untersucht, welche (Zusatz-)Informationen beim Gebrauch der Worte bewußt transportiert oder unbewußt weggelassen werden. Programmieren steht für die Denkprozesse, die für unser Verhalten entscheidend sind. Manche Menschen denken primär in Bildern, andere in Worten oder Gefühlen. NLP geht davon aus, daß in jedem Menschen eine innere subjektive Wirklichkeit vorhanden ist. Stimmen wir dieser Annahme zu, so sollte der Entdeckung der eigenen inneren Landschaft - NLP-isten sprechen auch von inneren Landkarten - nichts mehr im Wege stehen.
Wenn Menschen in ihren Verhaltensweisen vor-programmiert sind, so scheint die freie Willensentscheidung, die Software-Parameter im nachhinein zu verändern, äußerst fragwürdig. Und vielleicht liegt darin einer der Hauptunterschiede zwischen Mensch und Maschine: Es genügt nicht, Mechanismen von Dingen und Phänomenen bloß zu beschreiben, wir müssen sie spüren, sie in ihrem Wesen erfassen und annehmen.

Die Methode

NLP wurde Mitte der 70er Jahre in Kalifornien entwickelt und seit damals weltweit verbreitet - von Trainern, Wissenschaftern, Therapeuten und Kommunikatoren unterschiedlichster beruflicher und persönlicher Hintergründe. Die Methode will gelebt werden, um gelernt oder genützt werden zu können. Mag. Peter Schütz, Therapeut und Trainer sowie Unternehmensberater und Urgroßneffe von Sigmund Freud, spricht vom Modell des NLP: "Modell deswegen, weil der Anspruch einer Theorie schon die Wissenschaftsarroganz beinhaltet. Es gibt mehrere Ebenen; eine davon ist das reine Sinnessystem. Es scheint auch inhaltliche Konfigurationen für Formen oder Gegenstände und auf einer weiteren Ebene solche für Beziehungen zu geben. Sodaß man sich fragen kann: Welche Beziehung von Beziehungen regt bei mir welche Assoziationen an?" NLP arbeitet mit Erinnerungen, Wahrnehmungen und inneren Zuständen.
Schütz: "Stellt man sich eine Kugel mit konzentrischen Schichten vor, so enthält die innerste Submodalitäten, also die Eigenschaften der Sinnessysteme, dann diese selbst, darüber kommen die Konstrukte daraus, also deren Inhalte; darüber stülpen sich Beziehungen zu Personen und darüber Beziehungen von Beziehungen." Kein Computerprogramm kann komplizierter sein. Je nachdem, wie die menschliche Festplatte formatiert wird, also die Kindheits-Prägungen gelagert sind, liegen die Schwerpunkte menschlicher Wahrnehmung später mehr in der einen oder anderen Richtung. Eine Art "Unter-Betriebssystem", das auf Übereinstimmung taktet, bestimmt - durch Ab- und Ankoppeln von Bild an Ton oder Sprache an Gefühl - wie Menschen ihre Umwelt oder ihre innere Welt erleben. Ein Bauteil des Systems ist die Fähigkeit, auf "assoziierten oder dissoziierten Betrieb" umzuschalten. Diese Fähigkeit läßt sich erlernen.

Das Unbewußte

Den größten Teil des Speichers im Gehirn nehmen bekanntlich die "hidden files" ein - das Unbewußte. Diese Dateien können - wie etwa in einer relationalen Datenbank - über sehr unterschiedliche Parameter angesprochen werden. Die Anmutung der NLP-Sprache an die Computerwelt kommt übrigens daher, daß ein Teil der menschlichen Denkprozesse - nämlich der des Regelkreises - eine Grundannahme der Kybernetik ist. NLP ist nicht nur aus verschiedenen Schulen der Psychologie entstanden, wobei etwa Gregory Bateson, Fritz Perls, Virginia Satir und Milton Erickson maßgebend waren, sondern fußt auch in der Systemtheorie. Auch die berühmte Watzlawick-Frage nach der Wirklichkeit der Wirklichkeit stellt einen Konnex zu Welten her, die heute in der Computerindustrie mit den Vokabeln Virtual Reality oder Interaktivität verkauft werden sollen. Das Bedürfnis des Menschen nach Kommunikation sei in seinem anatomisch bipolaren Aufbau zu suchen - es gibt immer zwei Teile, die zusammengehören.

NLP für Manager

Warum ist NLP gerade für Manager effizient? Wolfgang Karber, langjähriger Kommunikations-Chef bei Olivetti Österreich und selbst NLP-Practitioner: "Ein Untemehmen ist ein System; es besteht aus Menschen mit individuellen Fähigkeiten und Ansichten, die miteinander interagieren. NLP stellt Managern mentale Grundlagen und Werkzeuge zur Verfügung, um sich, Mitarbeiter und Kunden so zu motivieren, daß Ressourcen genutzt und wirkungsvoll eingesetzt werden können."
Schütz, der NLP vor 10 Jahren nach Österreich gebracht und mit dem Neurologen und Psychiater Helmut Jelem das Österreichische Trainingszentrum für NLP (ÖTZ-NLP) gegründet hat, warnt vor der nicht immer seriösen Verbreitung. Es gäbe Schnellsiederkurse, die "ihr Unwesen treiben und deren schlecht ausgebildete Betreiber nicht nur als Turbo-Drive-Heilsverkünder auftreten, sondern die Ausbildungszertifikate für Therapeuten und Trainer nach kürzester Zeit auf den Markt werfen." Schütz Credo: "Die menschliche Seele läßt sich nicht powerbeschleunigen - man sollte ihr zumindest die äquivalent selbe Aufwärm- und Verarbeitungszeit gönnen wie dem Home-PC." Für eine seriöse Trainer- oder Therapie-Ausbildung sind fünf bis sieben Jahre Training Minimum. Zumindest in bezug auf den "Produktlebenszyklus Seele" läßt sich - bei aller Analogie zwischen Gehirn- und Computer-Programmen - die unterschiedliche Komplexität nicht bestreiten.

NLP arbeitet mit den INNEREN REALITÄTEN der Menschen und bemüht sich, diese so zusammenzuführen, daß bessere Kommunikation möglich wird - das macht Spaß.

Was ist NLP?