Pressespiegel
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Programme im Kopf oder: Der systemische Mensch
Wie sind die Programme des menschlichen Gehirns
aufgebaut? Menschen sind in ihrern Verhalten (vor-) programmiert, haben quasi
unterschiedliche Betriebssysteme. Analogien mit Computer-Programmen
liegen nahe. Ein Abriß über ein Kommunikationstraining namens NLP sowie verschiedene systemische Ansätze.
Marion Fuglewicz
WIEN Wie kommt es, daß wir
in manchen Situationen beweglich und reich an Möglichkeiten
sind und in anderen hilflos und
unbeweglich? Ist es möglich,
Kommunikation so lehr- und lernbar zu machen wie ein Handwerk? Unsere Worte können -
wie ein Knopfdruck - bestimmte
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Der Kopf ist der Computer, das Gehirn die Festplatte,
die Worte sind die Impulsgeber.
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Programme in uns in Gang setzen,
die in unserem Gehirn, der "Festplatte" gespeichert sind und dort
ruhen, bis sie aktiviert werden.
Von diesem Modell geht NLP
aus. Das wenig aussagekräftige
Kürzel steht für Neuro-Linguistisches Programmieren und weckt solchermaßen sofort die Assoziation zur EDV-Welt. Dahinter verbirgt sich allerdings eine ungemein attraktive und effiziente Therapie-, Trainings- und Kommunikationsmethode. Sie basiert
auf dem simplen Tatbestand, daß jeder Mensch permanent mit bestimmten Verhaltens- und
Kommunikationsmustem konfrontiert
ist - sowohl den eigenen, als auch
denen anderer Menschen. NLP
versucht, diese Muster darzustellen, korrigierend einzugreifen und
dadurch seinen "Anwendern", um
in der Computersprache zu bleiben, zu glücklicherem, zufriedenerem und erfolgreicherem
(Er-) Leben zu verhelfen.
Begriffsanalyse
Die Verbindung der intuitiven
und kreativen Methode zur Natur-Wissenschaft ist zweifellos gegeben: Das Wort Neuro zeigt an,
daß Worte und Informationen
neurologisch gespeichert werden.
Linguistisch steht für Sprache - es
wird untersucht, welche (Zusatz-) Informationen beim Gebrauch der
verschiedenen Worte bewußt transportiert
oder unbewußt
weggelassen
werden. Programmieren
steht für die
verschiedenen
inneren Denkprozesse, die
für unser zwischenmenschliches Verhalten
entscheidend
sind. Manche
Menschen denken primär in
Bildern, andere
in Worten oder
Gefühlen. NLP
geht davon aus,
daß in jedem
Menschen eine
eigene innere
subjektive
Wirklichkeit
vorhanden ist. Stimmen wir dieser
Annahme einmal zu, so sollte der
Entdeckung der eigenen inneren
Landschaft - die NLP-isten sprechen auch von inneren Landkarten - nichts mehr im Wege stehen.
Wenn Menschen nun in ihren
Verhaltensweisen vor-programmiert sind, so könnten Sie, geschätzte/r Leser/in, jetzt fragen,
scheint die freie Willensentscheidung, die Software-Parameter im
nachhinein zu verändern, äußerst fragwürdig. Und vielleicht liegt
darin einer der Hauptunterschiede
zwischen Mensch und Maschine.
Es genügt nicht, Mechanismen
von Dingen und Phänomenen
bloß zu beschreiben, wir müssen
sie spüren, sie in ihrem Wesen erfassen und annehmen. Geradezu
bezaubernd erscheint dabei die
Verbindung von Neuschöpfung -
Kreation und System.
So wie jeder menschliche Organismus wie ein System (griech.:
ein aus Gliedern bestehendes, in
sich erschlossenenes und geordnetes Ganzes) wirkt, so ist auch
ein Computer aus Einzelkomponenten zusammengesetzt. Die
Kunst, ein solches System zu bilden nennen Wissenschafter Systematik.
Die Methode
NLP als Methode wurde Mitte der
70er Jahre in Kalifornien entwickelt. Die Methode will gelebt
werden, um gelernt oder genützt
werden zu können, sie fragt nicht
nach Kriterien wie richtig oder falsch, sondern nach dem konstruktiven Nutzen. Ähnlich wie
der menschliche Geist ist sie nur
durch die aktuelle Anwendung
lern- und entwickelbar.
Das Modell
Mag. Peter Schütz, seines Zeichens Psychologe, Therapeut und
Trainer sowie Unternehmensberater und Urgroßneffe von Sigmund
Freud, spricht vom Modell des
NLP: "Modell deswegen, weil der
Anspruch einer Theorie schon die
Wissenschaftsarroganz beinhaltet.
Es gibt mehrere Ebenen; eine davon ist das reine Sinnessystem. Es
scheint aber auch inhaltliche Konfigurationen für Formen oder Gegenstände und auf einer weiteren Ebene solche für Beziehungen zu
geben. Sodaß man sich fragen
kann welche Beziehung von Beziehungen regt bei mir welche Assoziationen an?" NLP arbeitet mit Erinnerungen, Wahrnehmungen
und inneren Zuständen. Es gibt
auch Meta-Progamme, die darauf
hinweisen, wie Gedanken sortiert
werden.
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Je nachdem, wie die menschliche "Festplatte"formatiert wurde,
liegen die Stärken der Wahrnehmung.
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Das Standardwerkzeug
Schütz: "NLP ist ein Standardwerkzeug zum Maßschneidern in
der menschlichen Kommunikation. Stellt man sich eine Art Kugel mit konzentrischen Schichten
vor, so enthält die innerste die sogenannten Submodalitäten, also die Eigenschaften der Sinnessysteme, dann diese selbst, darüber kommen die Konstrukte darauf, also deren Inhalte; darüber stülpen sich Beziehungen zu Personen und darüber Beziehungen von Beziehungen". Kein Computerprogamm kann komplizierter sein. Je nachdem, wie die
menschliche Festplatte formatiert
wird, also die Kindheits-Prägungen gelagert sind, liegen die
Schwerpunkte menschlicher
Wahrnehmung später mehr in der
einen oder anderen Richtung.
Eine Art "Unter-Betriebssystem",
das auf Übereinstimmung taktet,
bestimmt - durch Ab- und Ankoppeln von Bild an Ton oder
Sprache an Gefühl - wie Menschen ihre Umwelt oder auch ihre
innere Welt erleben. Ein Bauteil
dieses Systems ist die Fähigkeit,
auf "assoziierten oder dissoziierten Betrieb" umzuschalten. Diese
Fähigkeit läßt sich erlernen und
ausbauen. Den größten Teil des
Speichers im Gehirn nehmen bekanntlich die sogenannten "hidden files" ein - das Unbewußte.
Diese Dateien können - wie etwa
in einer relationalen Datenbank -
über sehr unterschiedliche Parameter angesprochen werden. Die
starke Anmutung der NLP-Sprache an die Computerwelt kommt
übrigens daher, daß ein Teil der
menschlichen Denkprozesse
nämlich der des Regelkreises
eine Grundannahme der Kybernetik ist. NLP ist nicht nur aus verschiedenen Schulen der Psychologie entstanden, wobei etwa die
Arbeit von Gregory Bateson, Fritz
Perls, Virginia Satir und Milton
Erickson sehr maßgebend waren -
sondern fußt auch in der Systemtheorie. Auch die berühmte Watzlawick-Frage nach der Wirklichkeit der Wirklichkeit stellt einen
Konnex zu Welten her, die heute
in der Computerindustrie mit den
marketingmäßig vielversprechenden Kürzeln Virtual Reality oder
Interaktivität verkauft werden sollen.
Ein Gutteil der Informatik-Literatur beschäftigt sich mit den Fragen: Wie schreibt man gute Programme, woran erkennt man sie,
welche Techniken gibt es, um systematisch kreativ zu sein? "Die
Entwicklung zeitgemäßer Programmierplattfonnen, wie etwa 4
GL - Vierte Generationssprachen, CASE (Computer Aided Software
Engineering) Tools, aber auch schon die formularorientierte Programmierung aktueller Datenbanken-Systeme verlagern ihre inhaltlichen Schwerpunkte zusehends vom technischen auf den kreativen Akt", weiß Ihor Atamaniuk, Programmierer und Trainer.
"Die NLP-Beobachtungsmethoden füllen gewissermaßen die
Lücke zwischen dem Schreiben
und dem Benützen von Programmen", so Atamaniuk, "gute Programme wirken stets wie aus einem Guß, sie haben ein für sie
ganz charakteristisches Anwendungs-Feeling". Um gute Programme zu schreiben, muß man
das Ziel des Benutzers kennen;
muß wissen, welche Informationen er erhalten möchte, in welcher
Darstellung er sie erwartet, beziehungsweise verstehen kann - was
übrigens beileibe nicht dasselbe
ist - und welchen Aufwand er bereit ist, dafür zu treiben,
Eine der Kerntechniken des NLP,
das sogenannte Zielmodell, entspricht in etwa der strukturierten
Problemanalyse. Dabei wird ein
Ziel definiert und gefragt, welche
Sub-Ziele uns helfen, unser Potential zu leben. (Die Methode
geht davon aus, daß wir alles, was
wir brauchen, zumindest potentiell schon in uns tragen, Anm.). Je
attraktiver wir dabei unsere Ziele
für uns selbst gestalten, desto lustvoller werden wir auf sie zugehen.
Stets die besten Ressourcen nutzen
Warum ist die NLP-Methode, die
sich in letzter Zeit zunehmend an
Beliebtheit erfreut, gerade für Manager - vielfach auch, aus der
Computerbranche - so effizient?
Wolfgang Karber, Kommunikations-Chef bei Olivetti Österreich
und frischgebackener NLP-Practitioner: "Ein Unternehmen ist -
wie der menschliche Organismus - ein System; es besteht aus Menschen mit individuellen Fähigkeiten und Ansichten, die miteinander interagieren. Der Manager hat
die Aufgabe, im Sinne des Unternehmensziels die richtigen Ressourcen zur richtigen Zeit im
richtigen Ausmaß bereitzustellen.
NLP stellt Managern mentale
Grundlagen und Werkzeuge zur
Verfügung, um sich selbst, Mitarbeiter und Kunden so zu motivieren, daß die jeweils besten
Ressourcen genutzt und in diesem
Sinne wirkungsvoll eingesetzt
werden".
Informationen: Österreichisches Trainingszentrum
ÖTZ-NLP Mag. Peter Schütz 317 67 81 sowie Unternehmensberatung Arthur Schütz & Co 317 47 02. Oder NLP Resonanz-Training Dr. Gundl Kutschera 596 88 88.
Quelle: COMPUTERWELT, 16. Oktober 1995 Nr. 42/95.