Pressespiegel
--
Das richtige G'spür für den anderen
Neurolinguistisches Programmieren: Neu in der Managerschulung - Von Hedi Cech
Haben Sie schon einmal die
Augenbewegungen Ihres
Gegenüber beobachtet,
wenn Sie mit ihm ein Problem
diskutierten? Dann haben Sie sicher bemerkt, daß er, je nachdem
worüber er nachdenkt, entweder
nach oben rechts oder beziehungsweise nach unten schaut
oder die Augen mehr in die Mitte
gerichtet hat. Jeder Mensch hat
nämlich ein ganz bestimmtes
Wahrnehmungs- und Bezugssystem und diese inneren Vorgänge
sind an den Augenbewegungen
erkennbar. Das ist die interessante Erkenntnis einer aus den USA
stammenden neuen psychologischen Trainingsmethode - Neurolinguistisches Programmieren
(NLP) genannt, - die nun auch
verstärkt in Europa zur Managementausbildung eingesetzt wird.
"Was sehr wissenschaftlich
klingt, ist viel praxisbezogener als
andere bisher eingesetzte Verfahren, die die Kommunikationsfähigkeit und das
Einfühlungsvermögen erhöhen und damit das
Verständnis für den Partner - ob im persönlichen Bereich oder im
Betrieb - steigern sollen", erklärt der Betriebswirtschaftler und Psychologe Peter Schütz, der als
Trainer die ersten drei Seminare des Managementinstituts der Industrie (13. bis. 15. Februar, 22. bis 24. Mai, 9. bis 11. Oktober) leiten wird. Das MdI, ergänzt Geschäftsführer Rudolf Attems, sei das erste Institut im deutschsprachigen Raum, das NLP speziell für Führungskräfte anbietet.
Die "Väter" der neuen Technik
sind die beiden Amerikaner John
Grinder und Richard Bandler. Sie
studierten diejenigen Menschen,
die am besten mit schwierigen
Personen umgehen konnten und
fanden die Regeln heraus, die
diese ganz intuitiv anwandten und
faßten sie unter dem Begriff NLP zusammen. Dabei zeigte sich, daß
das Um und Auf des erfolgreichen
partnerschaftlichen Führens in
der simplen Fähigkeit liegt, das
richtige G'spür für den anderen zu
entwickeln. "Wir gehen dabei
nach dem Prinzip des 'pacing and
leading' vor", spricht Schütz offene Trainingsgeheimnisse aus.
"Das heißt, daß sich der Führende zuerst mit dem Partner intensiv
beschäftigt und mit Ihm ein Stück
gemeinsam geht. Das muß sowohl
auf der inhaltlichen und der sprachlichen sowie der nonverbalen Ebene geschehen. Ist dann
eine gemeinsame Basis hergestellt, kann der Führende die
Situation nach seinen Vorstellungen verändern."
In den Seminaren, in denen
meist in Kleingruppen mit drei
Personen gearbeitet wird, geben
die Trainer den Teilnehmern ein
Grundgerüst mit, wie sie bei sich
selbst und den anderen die Wahrnehmungsprozesse besser erkennen können. Das Ziel dabei: Die
Einmaligkeit des anderen zu entdecken und einfach neugierig auf
seine Reaktionen zu sein. "Gerade diese Fähigkeiten werden in der
Schule, an der Universität und
auch in der Berufsausbildung völlig vernachlässigt", begründet Schütz die Notwendigkeit
derartiger Seminare und setzt aber gleich
möglicher Kritik entgegen:"Wenn
es Ihnen gut geht, dann vergessen
Sie Psychologie, und lassen es
einfach laufen. Wenn Sie aber
Probleme haben, dann ist NLP
eine Möglichkeit sie zu lösen."
Eine der Grundprinzipien, mit
denen NLP arbeitet, ist die Tatsache, daß jeder Mensch die Welt
völlig verschieden erlebt, und
dementsprechend bestimmte
Wahrnehmungen eher zustande
kommen als andere. Auch die
Denkprozesse laufen in ähnlicher
Weise ab. Prinzipiell lassen sich
drei Typen unterscheiden:
Für den visuellen Typen ist das
Sehen am wichtigsten,
der auditive Typ stellt das
Hören in den Vordergrund, und
der kinästhetische Typ spricht
vor allem auf Gefühle an.
In welchem Bezugssystem sich
jemand befindet, ist nicht nur an
seiner Sprache ("Schauen Sie",
"Ich habe das Gefühl, daß etwas
nicht stimmt"), sondern auch an
seiner Augenstellung erkennbar.
"Mit Hilfe von NLP kann man die
Fähigkeit schulen, diese inneren
Prozesse beim anderen, aber auch
bei sich selbst besser zu erkennen
und auch eventuelle Störungen -
wir nennen das persönliche
'Bremsen' - feststellen", erklärt
Schütz. Wobei NLP davon ausgeht, daß es eigentlich keine Probleme, sondern immer nur Ziele
gibt, die es zu erreichen gilt. Die
Sprache bietet dabei ein wichtiges
Analyse-Instrument, die Ziele zu
bestimmen und zu klären. "Wir
alle wissen", erzählt Schütz aus
der Praxis, "daß nicht jede Art
von Sprache gleich förderlich ist.
Oft verstärken Worte eher die
Kommunikationsschwierigkeiten,
als sie zu bereinigen." NLP versucht mit spezifischen Techniken,
solche "Blockaden" zu beseitigen
und sie durch "positive Anker" zu
ersetzen. "Wir wollen aber nicht
die Menschen verändern", betont
Schütz mit Nachdruck, "sondern
sie bereichern, neue Kräfte und
Fähigkeiten, die vielleicht in ihnen schlummern, mobilisieren.
Wahre Wunder sollten sich Top-Manager von NLP aber genausowenig wie von anderen Trainingsmethoden erwarten. MdI-Chef Attems: "In den ersten drei Veranstaltungen kann man die neue Methode einmal kennenlernen.
Dann kommt es darauf an, Eigeninitiative zu entwickeln und das
Gelernte eventuell in Kursen weiterzuentwickeln." In den USA
haben bereits 50.000 Personen NLP-Seminare besucht.
In Österreich hat sich Phillips als
Pionier erwiesen und baut schon
seit längerem Elemente des NLP
in verschiedene firmeninterne
Kommunikationsseminare ein.
"Die Erfolge sind verblüffend, nur
die Zeit ist meist zu kurz, um das
Ganze zu vertiefen", berichtet der
Trainingsleiter Peter Schrammel
über erste Erfahrungen. Man werde aber auch weiter das Neurolinguistische Programmieren für die Mitarbeiterschulung sowie bei
Projekten der Organisationsentwicklung einsetzen.
Quelle: DIE PRESSE / ECO-Journal, 17. Jänner 1986.