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Lesezeichen [ QR-Code ] Sa 21 Dez 2024 17:16:08


 Pressespiegel
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Politik als Massen-Hypnose

Von Michael Lohmeyer

Neurolinguistisches Programmieren. John Grinder im "Presse"-Interview.

Die Presse: Was können Sie tun, um den Missbrauch von NLP zu verhindern?

John Grinder: NLP ist eine Technik. Die kann man nützen oder aber missbrauchen. Wenn ich feststelle, dass jemand unethische Ziele mit NLP-Techniken verfolgt, dann melde ich mich selbstverständlich zu Wort. Als Richard Bandler und ich NLP entwickelt haben, bekamen wir tausende Anrufe, Briefe von Menschen, die Angst hatten, manipuliert und missbraucht zu werden. Wir haben uns dennoch für die Veröffentlichung entschieden, weil viele Menschen diese Methode anwenden, ohne dass es ihnen bewusst ist. Es war wichtig, öffentlich zu machen, wie die Muster aussehen, sodass die Menschen die Konsequenzen des Einsatzes solcher Muster übernehmen können.

Haben Sie Politiker damit konfrontiert, Ihre Methoden missbraucht zu haben?

Grinder: Ja, in den USA. In meinen Augen ist eines der hervorstechenden Charakteristika eines Politikers, egal welcher Partei oder Ideologie, ein guter Massen-Hypnotiseur zu sein. Das ist keine negative Aussage. Es ist die Beschreibung von Eigenschaften, die ein Politiker braucht. Wenn ein Politiker zu 10.000 Leuten spricht, muss er eine Sprache wählen, die abstrakt genug ist, dass jeder, der zuhört, seine eigene Interpretation des Inhalts in den Worten des Politikers wieder findet. Sie glauben, übereinzustimmen mit dem, was sie glauben, dass der Politiker sagt.

"Ronald Reagan ist ein eigenes Kapitel: Er war in einer Filmrolle und da hat er einen guten Job erledigt." (John Grinder)

Sind Bush jr., Clinton und war Reagan NLP-Praktiker?

Grinder: So generell lässt sich das nicht beantworten. Bill Clinton ist ein Mensch, der seine Art zu kommunizieren stark auf seine Umgebung einstellt. George Bush hat einen single style, zumindest in der Öffentlichkeit. Und Ronald Reagan ist ein eigenes Kapitel: Er war in einer Filmrolle und da hat er einen guten Job erledigt.

Von Jörg Haider wird oft behauptet, er verwende NLP-Methoden. Stimmt das?

Grinder: Haider ist das Beispiel eines Politikers, der einige Muster anwendet, obwohl er - soweit ich es weiß - kein NLP-Training hat.

Funktioniert NLP überall?

Grinder: In der Kommunikation sind kulturelle Unterschiede meist Unterschiede von Inhalten. Die Methoden, die Muster, wie diese Inhalte gespeichert und abgerufen werden, sind meist universell. Das Geheimnis von NLP ist, die universellen Dinge zu benutzen, um mit den Differenzen umzugehen, die durch kulturelle Unterschiede entstehen. NLP ist einfach, aber nicht leicht.

Wie können Barrieren in einer Kommunikation überwunden werden, die von Hierarchie geprägt ist?

Grinder: Eine der Barrieren, die typisch für das allgemeine Geschäftsleben sind: Ein Untergebener darf dem Vorgesetzten keine Fragen stellen. Also nur dann nicht, wenn dieser betreffende Vorgesetzte unsicher ist. Es ist vor allem eine Frage des Selbstvertrauens. Umgekehrt: Wenn jemand seiner sicher ist, dann wird man Untergebene dazu geradezu ermuntern, Fragen zu stellen. Genau das soll Ziel eines effizienten Managements sein: Partizipation zu erzeugen.

Was macht eine erfolgreiche Verhandlung aus?

Grinder: Ich bin also der Untergebene, der um Ecken mehr versteht als der Boss. Wenn ich ein cleverer Bursche bin, weiß ich: Ich kann keine direkten Fragen stellen. Wenn ich das mache, geht er in die Defensive. Weil er ja weiß, dass ich mehr weiß als er. Also versuche ich etwas anderes, eine so genannte "embedded question" - eine Frage, die nicht direkt gestellt wird. Ich biete eine Möglichkeit nach der anderen an. So verliert der Boss nicht sein Gesicht.

"Es gibt ethische Manipulation und unethische Manipulation." (John Grinder)

Und weiter?

Grinder: Unbewusst vertraut er mir, weil ich bewusst die Körpersignale ablese und weiß, wann ich direkte Fragen stellen kann und wann nicht. Wenn ich gut bin in dieser Anpassung - die non-verbalen Signale zu lesen, wie der Zustand des Vis-à-Vis ist und welche Reaktionen angebracht sind -, dann weiß ich, welche anderen Möglichkeiten ich habe, um zu verhindern, dass Hindernisse im Weg sind, die ich entstehen sehe. Das ist Manipulation. Es gibt ethische Manipulation und unethische Manipulation. Ich glaube, dass es unmöglich ist, effektiv zu kommunizieren, ohne zu manipulieren.

Wie gehen Sie mit Emotionen bei Verhandlungen um?

Grinder: Eine Methode in der Verhandlung ist, eine dritte Position einzunehmen: Wann immer Gefühle ins Spiel kommen, die nicht mit dem Verhandlungsgegenstand in Einklang zu bringen sind, kann man in die Position des Beobachters springen. Aus der Position eines Dritten lässt sich das Geschehen neutral beobachten, wie im Theater. Es ist kein Druck mehr da. Ich kann mich selbst beobachten und mir raten: John, du musst dich so verhalten, um das Ziel der Verhandlung besser zu erreichen. Das heißt nicht, dass ich keine Emotionen habe. Ich wähle, welche Emotionen ich gerade erlebe.


Quelle: Die Presse, 31. Mai 2005.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 31.08.2024 um 13.38 Uhr aktualisiert.
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