Pressespiegel
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Fachfrau: Grundannahmen des NLP "respektvoll und menschenfreundlich" NLP: Verteidigung eines Kommunikationsmodells Psychotherapeuten und NLP-Trainer, die das "Neuro-Linguistisches Programmieren" bei ihrer Arbeit in Lebens- und Sozialberatung einsetzen, wehren sich gegen den Geruch des Unethischen, der NLP zuletzt anhing. Von Gudrun Harrer. Anthering - Auf diese Art von Werbung für das, was unter dem wenig charmanten Namen Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP) daherkommt, würde die Psychotherapeutin und NLP-Trainerin Brigitte Gross aus Anthering bei Salzburg wahrscheinlich lieber verzichten. Gross, die im Ausbildungsausschuss des mittlerweile 15 Jahre alten Österreichischen Trainingszentrums für NLP (ÖTZ-NLP) sitzt, bezeichnet das NLP-Training, das die FPÖler offensichtlich genossen haben, vorsichtig als "vielleicht ein ganz bestimmtes". Der Trick, jemanden bei einem Interview so aussteigen zu lassen, ohne dass er es merkt (Artikel links), besteht übrigens darin, dass man aus der gestellten Frage ein paar Worte herausnimmt und sie in der Antwort - die selten eine ist - wieder verwendet. "Das kann man auch als NLP machen, es ist aber nicht das, was der Fachmensch darunter versteht." NLP, wie Gross es angewandt wissen will, besteht darin, "dass man lernt, sich ganz exakt auszudrücken und sich dem anderen verständlich zu machen, weil man dessen ,geistige sinnenspezifische Landkarte' besser versteht". Landkarte: Die Einstellungen jedes Menschen zum Leben sind geformt von seinen persönlichen Erfahrungen. "Der Hauptgrundsatz von NLP ist, zu respektieren, dass jeder eine andere Landkarte hat, und die Kunst der guten Kommunikation besteht darin, das anzuerkennen und auf die Landkarte des anderen so gut wie möglich einzugehen." Und mit dieser Methode lerne man auch sich selbst besser zu verstehen und mit sich selbst besser zu kommunizieren, so Gross. Aber, "potente Dinge kann man immer für verschiedene Zwecke verwenden" - nur ist es eben nicht im Sinne des Erfinders. "Missbrauch wird mit NLP vielleicht effektiver", aber die Methode selbst habe mit diesem Missbrauch nichts zu tun. "Die Grundannahmen von NLP", versichert Gross, "sind total respektvoll und menschenfreundlich: das Anerkennen, dass der andere ein anderes Modell hat, dass er ein anderer Typ ist und das auch sprachlich ausdrückt. Wenn ich das verinnerliche, werde ich mich in der Kommunikation bemühen, einen Konsens zu finden und nicht die Frage verfolgen, wer Recht hat. Recht haben wahrscheinlich ja beide, weil es aufgrund ihrer Erfahrungen so ist." Nachfragen Auch das "Nachfragen", das man bei NLP lernt, ist wichtig: "Wir sind ja in der Kommunikation äußerst schlampig. In der Regel wird das vom Gesprächspartner Ausgelassene von uns mit der eigenen Fantasie aufgefüllt, und so wird dann auch gehandelt: nicht aufgrund dessen, was einer gesagt hat, sondern aufgrund dessen, wie wir es aufgefüllt haben." Wichtig, um die sprachliche Kommunikation zu verbessern, sei es auch zu verstehen, welcher Typ der andere sei beziehungsweise welcher Typ - visuell, auditiv oder kinästhetisch - bei ihm überwiege. Gross: "Jeder erlebt die Welt anders und drückt das auch sprachlich aus, und wenn ich erkenne, auf welcher Sinnesebene sich der andere mir mitteilt, und ich darauf einsteige, wird sich der andere besser verstanden fühlen. Wenn du als Kinästhetiker einen visuellen Typ fragst: ,Haben Sie das begriffen?', wird er vielleicht antworten: ,Das ist mir immer noch nicht klar.' Was er als Visueller möchte, ist, dass du ihm als Checkpoint ein Bild gibst." Jedenfalls wünscht sich Gross, dass "Journalisten ein gutes Instrumentarium wie NLP nicht verdammen, sondern lieber erlernen" sollten. Der Tatsache, dass Trainer und Ausbildungsniveaus sehr unterschiedlich sind, ist sie sich bewusst und empfiehlt "Trainer mit einem psychologischen Hintergrund" zu wählen, wegen des professionellen Grundverständnisses für die Psyche des anderen.
Quelle: DER STANDARD, 5. September 2000, S. 17.
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