Pressespiegel
--
Psychokrieg um Coachingmethode
Von Irene Brickner
Kdolsky steht zu umstrittener Anerkennung von NLP zu Therapiezwecken
Wien - Auf der Suche nach mehr Überzeugungskraft hat schon mancher Politiker die Beratung eines Coaches in Anspruch genommen, der in Neurolinguistischem Programmieren (NLP) geschult ist. Darüber hinaus wird die Methode unter der Bezeichnung NLPt auch zu Therapiezwecken eingesetzt - und gilt nach der Entscheidung von Exgesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) am 10. Jänner 2007 als anerkannte Psychotherapierichtung. Es war eine der letzten Entscheidungen Rauch-Kallats als zuständige Ressortchefin.
Das führt in der Psychotherapeutenszene seither zu Streit. Der grüne Gesundheitssprecher Kurt Grünewald zweifelt gar an der Fundiertheit von Rauch-Kallats Entscheidung. "Konzept und Weltbild des NLP gleichen eher der Verkaufspsychologie und nicht einer Selbstfindung oder gar Therapie", sagt Grünewald. Er fordert ein "Überdenken der NLPt-Anerkennung" durch Rauch-Kallats Nachfolgerin, Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP). Dabei stützt sich der Grünen-Politiker auf die Meinung des Psychotherapiebeirats im Bundeskanzleramt, des Fachgremiums Nummer eins in Fragen wie dieser. Man schlage "eine Rücknahme der Zulassung" vor, heißt es dort in einem "Zusammenfassenden Gutachten" vom 9. Oktober 2007.
Kritisiert wird etwa das Fehlen einer NLPt-spezifischen "Theorie der Persönlichkeit" in den Unterlagen des Österreichischen Trainingszentrums für NPL und NLPt (ÖTZ-NLP & NLPt). Doch im Büro Kdolskys hält man sich bedeckt: "Rauch-Kallats Zulassungsbescheid gilt. Offenbar herrschen zwischen Vertretern verschiedener Therapiemethoden Konflikte. Wir haben eine Gesprächsplattform gebildet", sagt ein Sprecher.
Von "Animositäten" spricht auch Peter Schütz, Geschäftsführer des ÖTZ-NLPt. Dem Psychotherapiebeirat bescheinigt er im STANDARD-Gespräch "persönliche Gekränktheit". NLPt sei durchaus zur Behandlung psychischen Leids geeignet.
Eva Mückstein, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP), widerspricht Schütz. Persönliches sei bei der Kritik des Beirats nicht im Spiel. Einen Konflikt "vom Fachlichen auf die Beziehungsebene zu ziehen", sei eine "bekannte Strategie".
Quelle: DER STANDARD, 29./30. Dezember 2007.