Pressespiegel
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Coaching mittlerweile salonfähig
In den letzten Jahren hat der Trend zu individueller Beratung und persönlicher Begleitung stark zugenommen. Der Markt boomt.
SALZBURG.
Coaching für Manager, für Verkäufer, für Pädagogen, für Frauen, für Jobsuchende, für Freizeitsportler, für Diätbedürftige, für jeden, der noch besser, schöner, leistungsfähiger und natürlich reicher werden möchte - alle Welt scheint sich für dieses Thema zu interessieren.
Die steigenden Anforderungen an Manager und Mitarbeiter aller Ebenen führen zu enormen Belastungen, die man oft erst sehr spät wahrnimmt. Der Austausch unter den Kollegen reduziert sich auf das Notwendigste, oder findet im allgemeinen Umstrukturierungs-, Fusionierungs- oder Konkurrenztrubel überhaupt nicht mehr statt.
Die Möglichkeit, Entscheidungen, Pläne oder Abläufe zu hinterfragen, um deren Erfolg und Umsetzbarkeit zu überprüfen, hat fast kein Unternehmen und schon gar nicht der Einzelne. Die Folgen sind durchaus auch positiv: starke Expansion, schnelles Wachstum, gro-ße Flexibilität sind die erfolgreiche Seite. Die andere ist ebenso extrem: Insolvenz und burnout.
In diesem Leistungsdruck und Anspruch, zu den Besten gehören zu müssen - mittlerweile weltweit - suchen mehr und mehr Menschen Unterstützung, und die Möglichkeit, für sich das machbare, und sei es noch so unerreichbar, zu verwirklichen. Dabei spielt der Coach eine immer bedeutendere Rolle, denn er bietet die Möglichkeit, sich konkret mit individuellen Themen und Aufgaben auseinanderzusetzen.
Der Coach bietet eine Art Probebühne für die Realität, auf der man seine persönlichen Szenarien und Rollen ausprobieren kann. Ein guter Coach hilft, dabei den Bezug zur Realität und Umsetzbarkeit nicht aus den Augen zu verlieren und kann als Außenstehender mit anderer Perspektive zur Findung neuer Alternativen und Lösungen dem Kunden zur Seite stehen.
Coaching wird heute in unterschiedlichsten Bereichen angeboten, und zahlreiche Methoden und Anwendungsmöglichkeiten werden oft medienwirksam propagiert. Dahinter steht oft nur ein gewinnorientiertes Interesse und wenig fundierte Konzepte. Qualitätskriterien sind für Kunden nur schwer zu erkennen und ein einheitliches Ausbildungssystem für professionelle Coaches ist nur zum Teil in Sicht, zumal noch keine gesetzliche Berufsregelung vorliegt.
Bemühen um einheitliche Regelung
Zur Zeit wird Coaching dem Bereich der Unternehmensberatung und dem Bereich der Lebens- und Sozialberatung zugeordnet, ist jedoch kein eindeutig geschützter Begriff. Mittlerweile kämpfen einige Organisationen und Institute für eine einheitliche Regelung und haben bereits EU-weite Dachverbände ins Leben gerufen. Für potenzielle Kunden ist es daher wichtig, sich genau auf dem Markt umzusehen und die unzähligen Anbieter für sich zu selektieren, vor allem nach den beruflichen Qualifikationen und Ausbildungen der einzelnen Coaches. Auch wenn manche noch so medienwirksam sich inszenieren, sollte man sich die Mühe machen und nach Methoden und Referenzen fragen.
Wichtigstes Kriterium zur Definition eines guten Coaches ist: die Lösung hat der Kunde immer selbst! Daher bedarf es keines genialen Gurus, der einem die einzige richtige und wahre Lösung verkauft. Der seriöse Coach erarbeitet gemeinsam mit dem Kunden einen Lösungsprozess anhand der Fähigkeiten und Ressourcen, die der Kunde selbst in sich trägt. Der Kunde ist Experte in seinem Bereich, der Coach ist Experte für den Dialog zur Lösung.
Dies erfordert eine gründliche mehrjährige Ausbildung und neben dem Erwerb diverser Methoden zählt das Menschenbild zu den wesentlichsten Faktoren eines erfolgreichen Coaches.
Ausbildungsmöglichkeiten findet man nach den unterschiedlichsten Methoden, jedoch hat sich in den letzten Jahren der Trend zu systemischlösungsorientierten Ansätzen klar durchgesetzt. Namen wie Paul Watzlawick, Fritz Simon oder Steve De Shazer kommen aus dem Psychotherapiebereich, haben aber längst in die Kommunikations- und Coachingschmieden der Eliten Einzug gehalten. Neben den klassischen systemischen Ansätzen entwickelten sich verschiedene Schulen, wie zum Beispiel NLP oder etwa Psychodrama, zu coachingtauglichen Methoden.
Ähnlich wie in Amerika wird der Coach salonfähig und ist längst Bestandteil effizienter Personalentwicklung und wird immer öfter nicht nur in den Chefetagen zu sehen sein. Der professionelle Coach zeigt neben dem psychotherapeutischen Background klare Wirtschaftskompetenz und Knowhow im Bereich der Organisations- und Teamentwicklung. Wobei man den Bereich Fachcoaching klar trennen sollte von einem "normalen" Coaching. Da es sich beim Fachcoaching um konkrete inhaltliche und fachspezifische Beratung, also eher um Consulting handelt, während Coaching Einzel- oder Teamberatung in einem allgemeinen Kontext definiert.
Der Coach wird zum zeitweiligen und individuellen Begleiter für alle, denen die Wichtigkeit Ihres Wohlbefindens im Job bewusst ist und ihre Potenziale nützen wollen. Er wird in allen Lebenslagen als kurzfristiger Gesprächspartner für einen gezielten lösungsorientierten Dialog genützt werden.
Mag. Johann Tomaschek
Quelle: Salzburger Nachrichten vom 22. September 2000, - Sonderbeilagen.